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Sarang

Posted on 1.2.2020

Aber wenn man sich nach jemandem so sehr sehnt, ihn so sehr braucht, dass es einen komplett ausfüllt, und wenn man für diesen Menschen alles tun würde, wirklich alles – das ist was anderes. Wenn einem jemand unter die Haut geht, man denjenigen in der Seele hat und mit der Luft einatmet und man irgendwann nicht mehr unterscheiden kann, wo man selbst aufhört und der andere anfängt – das ist Liebe. - S.223 »Der Inhalt« Nell spürt nichts als Schmerz und wird von ihren Schuldgefühlen tagtäglich aufgefressen. Als ihr bester Freund und ihre große Liebe Kyle vor ihren Augen stirbt, kann sie einfach nicht vergessen, dass sie ihm nicht helfen, ihn nicht retten konnte. Sie weiß nur, dass sie durch ein paar einfache Worte alles hätte verhindern können. So leidet sie, still nach außen, laut schreiend in sich selbst. Sie sieht keinen Ausweg aus ihrem Unglück, als ausgerechnet Kyles großer Bruder wieder auftaucht und sie merkt, dass sie mehr mit ihm verbindet, als sie jemals glaubte. Dass sie nicht nur etwas verbindet, sondern dass er ihr helfen könnte, die inneren Qualen loszulassen... »Gewaltige Brandbeite an Gefühlen« Der Einstieg in „Falling into you - Für immer wir“ verläuft recht sanft. Vor allen Dingen da der Klappentext schon ein gutes Stück der Geschichte vorweg nimmt. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich ohne den Appetit anregenden Klappentext Jasinda Wilders Werk nie gelesen! Nachdem (endlich) das Neuland begann, konnte ich mich vor lauter Emotionen kaum noch halten. Jasinda Wilder bringt äußerst intensiv eine gewaltige Brandbreite der Gefühle zum Vorschein. Diese sind hauptsächlich schmerzhaft, zerstörerisch und leidend behaftet. Teilweise meinte ich, meine eigenen Dämonen, die durch diese Lektüre tatsächlich hin und wieder an die Oberfläche gezerrt wurden, nicht mehr von Fiktion und Realität unterscheiden zu können. Folglich hat die Autorin es geschafft, mich so authentisch wie nur möglich in das Innenleben ihrer Charaktere blicken zu lassen. Die Charaktere wiederum bestechen durch ihre unendlich erscheinende Tiefe. Die Handlung mag im Rückblick recht einfach und nicht besonders anspruchsvoll gestrickt sein, die Umsetzung der Figuren ist es dafür umso mehr. »Gebannt und gefangen?« Das bedeutet aber auch, dass mir dieser normalerweise doch recht grobe und große Mangel einer zu einfältigen Handlung beim Lesen gar nicht auffiel und er in diesem Fall ganz schön klein wird. Tatsächlich habe ich es noch nie erlebt, dass mich die schillernden Charakterfacetten einer Story dermaßen bannen und gefangen nehmen konnten, dass ich alles andere um mich herum vergaß, sogar das Markieren von schönen Passagen, erste Gedanken zur Rezension oder auf den Schreibstil, die Handlung etc. zu achten. »“Ich“ habe mich aufgelöst« Letztlich war ich Nell, die unter lauten und leisen Qualen litt, dann war ich wieder Colton und dann war anfangs noch irgendwie ich dazwischen, löste mich im Verlauf auf und war dann letztlich eine Mischung aus Nell und Colton. Für ein „Ich“ gab es bei dieser schockierenden Intensität gar keinen Platz mehr. Das Jasinda Wilder dermaßen viel mit Leidenschaft und Erotik spielen würde, habe ich wahrlich nicht erwartet. Da sie auch dort ehrlich und absolut offen bleibt, fügt sich diese Komponente nahtlos in die anderen Elemente ein; ergänzt sie sogar sehr gut, da so eine beeindruckende Entwicklung dargestellt wird, die einfach zu den beiden Protagonisten dazugehört. »Eine Mauer des Kitschs« Zum Ende hin hätte „Falling into you – Für immer wir“ ruhig ein wenig Tempodrosselung vertragen, was das Feurige, das Heiße, das Sexyie und das Leidenschaftliche angeht. Zu viel des Guten, dachte ich mir zwischendurch und empfand die Geschichte dann doch wieder arg an der Mauer des Kitschs entlangschabend und ein paar Brocken mitnehmend. »Mein Fazit« Obwohl Jasinda Wilder keinesfalls mit Perfektion in ihrem Roman „Falling into you – Für immer wir“ glänzt, hat sie mich doch Raum und Zeit, sogar mich selbst vergessen und von Kopf bis Fuß in die Geschichte hinein fallen lassen, so dass ich dieses beinahe schon unerträglich intensive Gefühlschaos allen BuchliebhaberInnen ans Herz legen muss. Eine Geschichte mit Brüchen, Ecken und Kanten, die keine Tabus kennt, weniger Kitsch hätte vertragen können, doch durch die unglaublich tiefgründigen Charaktere alles wieder wett macht. Hochgradig explosiv und eine Geschichte zum Leiden und Lieben!

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