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Sarang

Posted on 1.2.2020

Ich will schreien. Aber ich kriege kaum Luft. Von hinten wird mir der Mund zugehalten und meine Handgelenke werden fest umklammert. Ich strample, bis die Beine meiner Jogginghose bis zu den Knien hochgerutscht sind und meine Waden von den Ästen zerkratzt sind. Es bringt nichts. Der, der mich von hinten festhält, ist viel stärker als ich. - S.16 »Inhalt« Sina versucht noch immer über ihren Ex-Freund Jean hinweg zu kommen, der sie im Sommer mit einer anderen betrog und Schluss machte. Als ihre Freundinnen sie zwecks Aufmunterungsmanöver abends zu einem Ausflug „entführen“ ahnt sie nicht, dass sie auf einem Kentucky Fried Chicken Parkplatz der großen Liebe ihres Lebens begegnen wird. Dass diese Liebe sie in die Büsche zerrt und vor Angreifern bewahrt, die ihre Freundinnen verschleppen. Doch dass ihre Liebe trotz allem in diese dunkle Machenschaften verwickelt ist, findet sie schnell heraus, als offiziell nach ihm gefahndet wird. Sinas innerer Kampf um Liebe, Loyalität und Vertrauen hat begonnen... »Eine Enttäuschung« „Ach wie gut, dass niemand weiß“ von Alexa Hennig von Lange war für mich insgesamt eine Enttäuschung. Anfangs verspürte ich noch einen Sog und war trotz der total unrealistischen „Liebe-auf-den-ersten-Blick“-Gedanken gefesselt. Blöderweise baut ALLES in diesem Roman auf ebenjenen Gefühlen der Protagonistin Sina auf, die sich direkt am Anfang total „herzzerreißend“ verliebt. Bis zum Mittelteil verbuchte ich das Gefühlschaos und die daraus resultierenden Komplikationen und Verwicklungen, die tatsächlich ernst zu nehmen waren, unter: Geeignet für jüngere Zielgruppe. Es tut mir leid, das schreiben zu müssen, aber auch vierzehnjährige sind nicht reihenweise dumm und unzurechnungsfähig, wenn ein Plot immer irrsinnig unlogischer und nervig wird. Im Laufe der Handlung relativierte sich nämlich dieser Gedanke enorm, bis er komplett von der schlechten Umsetzung verschluckt wurde. »Klischees, soweit das Auge reicht!« Alexa Hennig von Lange bedient sich Klischee um Klischee, lässt die Protagonistin sehenden Auges in die Löwengruben rennen und ich war kurz davor, das Buch einfach gegen die Wand zu werfen, weil ich mich so aufregte. Anfangs empfand ich die Darstellung des bösen jungen Mannes, in den Sina sich unter so unmöglichen Umständen verliebt, als intensiv, prickelnd und aufregend - so dämlich ich es andererseits auch fand. Ungefähr ab Seite 100 hatte ich aber eine Überdosis davon und konnte selbst daran nicht mehr viel Gutes erkennen.  »Emotional an mir vorbeigesteuert« „Ach wie gut, dass niemand weiß“ ist kräftig mit kriminalistischen Elementen gespickt, die ich stellenweise als spannend empfand, aber teilweise sehr früh zu durchschauen vermochte. Ein ganz großes Thema in diesem Roman ist die Gesellschaft und ein wenig an Romeo und Julia angelehnt die Liebe zweier Personen aus unterschiedlichen Schichten, die aus verschiedensten Gründen – natürlich – nicht sein darf. Die Verschmelzung dieser Themen hat für mich nie ganz reibungslos funktioniert. Obwohl Alexa Hennig von Lange einen schönen Schreibstil hat, der mich flott durch die Seiten gleiten ließ, ist „Ach wie gut, dass niemand weiß“ emotional komplett an mir vorbeigesteuert. Die inneren Konflikte der Protagonistin – abgesehen von ihren völlig überzogenen Liebesschwüren und Gefühlen – haben sich mir hingegen gut erschlossen. Zugegeben, trotzdem handelte sie konträr zu ihrer Selbstreflexion, was die Nachvollziehbarkeit oft direkt wieder zerstörte. »Mein Fazit« Alexa Hennig von Langes „Ach wie gut, dass niemand weiß“ ist für mich nur für eines gut: zu sehen, wie man gute Ansätze komisch zusammenflechtet und ein Buch im großen und ganzen nicht schreiben sollte. Ich mag mit 21 Jahren nicht mehr in die Zielgruppe fallen, doch eine emotionale Liebesgeschichte und eine spannende kriminalistische Story mit dem gewissen Etwas kann mich immer noch verzaubern und das ist dieser Autorin leider nicht gelungen. In meinen Augen nichts für Jüngere oder Ältere, ein Buch, um das LeserInnen getrost einen Bogen schlagen können, ohne etwas zu verpassen.

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