Sarang
[…] Wer hätte gedacht, dass das verlorene Buch des Lebens nach Tod stinkt?“ - S. 637 »Der Inhalt« Nachdem die Hexe Diana Bishop sich und ihren geliebten Vampir Matthew Clermont nach England ins 16. Jahrhundert gehext hat, finden diese sich in einer gefährlichen und intrigenreichen Zeit wider. Während die beiden gleichzeitig versuchen müssen, eine Hexe zu finden, die Diana in den Hexenkünsten unterweist, da sie diese noch mangelhaft beherrscht und das Manuskript Ashmole 782 zu finden, brennen in Schottland die ersten Hexen auf den Scheiterhaufen. Die Inquisition hält Einzug und will alles vernichten, dass auch nur ansatzweise Hexe sein könnte. England im 16. Jahrhundert hält für die beiden neue und alte Freunde bereit, manchen können sie trauen und manchen nicht. Neben vielerlei Prüfungen steht nicht zuletzt die Hürde, dass sie sich beweisen müssen, einander alles zu bedeuten. Jeder einzelne Schritt könnte ihr wackeliges Kartenhaus zum Einsturz bringen und dennoch riskieren sie alles, um Antworten für ihre Gegenwart im 21. Jahrhundert herauszufinden. »Kleinschrittige Handlung?« Deborah Harkness' Fortsetzung „Wo die Nacht beginnt“ nimmt seine LeserInnen mit auf eine magisch-historische Reise, die rund 800 Seiten umfasst. Während ich vom ersten Band ausnahmslos jede Seite liebte, ist meine Begeisterung im zweiten Band leider ein wenig zurückgegangen. Allerdings nur ein wenig. Obgleich durch Deborah Harkness exzellentem Ausbau der Figuren diese einem irgendwann wie alt vertraute Freunde erscheinen, zog sich die Geschichte an manchen Stellen. Das liegt darin begründet, dass „Wo die Nacht beginnt“ ziemlich ausführlich und kleinschrittig in der Handlung voranschreitet. Gerade die erste Hälfte war somit für mich mühevoller zu lesen, da sie sich auf das Historische konzentriert. Matthew und Diana unternehmen eine Zeitreise ins Zeitalter Elizabeths der I., was an sich durch den Aufprall von Gegenwart und Vergangenheit eine sehr köstliche Leseerfahrung war, doch die magischen Entwicklungen bleiben in dieser ersten Hälfte doch eher im Hintergrund. Nichtsdestotrotz habe ich das Lesen dieser Geschichte stets genossen, fühlte mich in der Geschichte rundum geborgen und spannend unterhalten. »Die Vergangenheit holt einen immer ein« Deborah Harkness hat „Wo die Nacht beginnt“ in insgesamt sechs Teile gegliedert, die jeweils mit einer Rück- oder Vorblende (wie auch immer man das nun bei Zeitreisen nennen mag) mit der Gegenwart abschließen. So habe ich als Leserin direkt mitverfolgen können, welche Konsequenzen das Agieren der Protagonisten in der Vergangenheit des 16. Jahrhunderts haben. Außerdem entstand so ein weiterer Spannungsherd, da ich feststellen musste, dass die Gefahren, die in der Vergangenheit lauern, in der Gegenwart nicht unbedingt besser, sondern nur anders geartet werden. »Licht im Leserherz« Im 16. Jahrhundert selbst besticht Deborah Harkness mit detailreichem Wissen historischer Ereignisse, die sie sicherlich kreativ ausgeschmückt hat, um sie gut in den Handlungsverlauf zu integrieren. Dennoch habe ich das Gefühl, dass sie mir einige Fakten näher gebracht hat. Die Handlungskomplexität nimmt drastisch zu, weil unter anderem immer mehr Personen in die Geschichte eingebunden werden und ich schloss so manches große – aber auch kleine – Licht in mein Leserherz ein. Doch es ist nicht nur die Handlungskomplexität, die besticht. "Wo die Nacht beginnt" wird weiterhin facettenreich in den Gebieten der Alchemie, Wissenschaft, Fantastik und Historik ausgeschmückt und wird somit zu einem bunten Werk! Während ich die erste Hälfte stellenweise als zu langatmig empfand, wurde ich im zweiten Teil ausreichend entschädigt. Die Handlung wird magischer, die Hexenverwicklungen bzw. Verwicklungen aller magischen Kreaturen nehmen zu, Diana findet mehr über ihre magischen Fähigkeiten heraus usw. usf. „Wo die Nacht beginnt“ wurde sogar so spannend, dass ich kurz vorm Einschlafen auf Seite 600 nur noch ein Kapitelchen lesen wollte, was dann darin endete, dass ich Deborah Harkness' Fortsetzungsgeschichte direkt durchlas. »Mein Fazit« Vergöttern kann ich den zweiten Band zwar nicht mehr, dennoch eine klare Empfehlung aussprechen. „Wo die Nacht beginnt“ ist eine Fortsetzungsgeschichte mit Daseinsberechtigung, die einen in vergangene Zeiten mit historischem Schwerpunkt entführt, trotz mancher Dürreperioden zu überraschen, zu schrecken, zu begeistern und zu verführen weiß. Ein Vampirroman mit Niveau für alle, die leidenschaftliche Geschichten lieben.