Profilbild von Simone Scamander

Simone Scamander

Posted on 1.2.2020

Worum geht's? Zurück in Oregon versucht Kelsey alles mögliche, um endlich wieder ein geregeltes Leben zu führen. Sie lernt für die Uni, besucht regelmäßig ihre Familie und verabredet sich sogar mit Jungs. Aber egal, was sie tut, egal, wie sehr sie sich bemüht - ihr Herz trauert noch immer um Ren und ihre Gedanken drehen sich nur um ihre Liebe zu ihm. Umso glücklicher ist sie, als ihr indischer Prinz plötzlich in Oregon auftaucht, um sie zurückzugewinnen. Sie genießen jede einzelne Minute miteinander, doch ihre gemeinsame Zeit ist von viel zu kurzer Dauer. Denn Lokesh, der böse Herrscher, der einst Ren und seinen Bruder Kishan mit dem Fluch belegte, ist auf der Suche nach Kelsey und kommt ihrer Spur immer näher und näher. Ehe sie sich versieht, befindet sich Kelsey in großer Gefahr, und muss nach Indien fliehen - ohne ihren Ren... Kaufgrund: "Pfad des Tigers" gewann ich bei einer Verlosung. Nachdem ich "Kuss des Tigers" gelesen hatte, war meine Freude auf den zweiten Teil der Reihe von Colleen Houck umso größer! Meine Meinung: *Achtung! Wer "Kuss des Tigers" nicht gelesen hat, sollte nicht weiterlesen! Spoilergefahr!* Der zweite Teil der Tiger-Saga, "Pfad des Tigers", knüpft genau dort an, wo "Kuss des Tigers" seine Leser unruhig zurückgelassen hat: Kelsey, vom Liebeskummer geplagt, sitzt im Flugzeug und ist auf dem Weg zurück nach Oregon. Colleen Houck schreibt ihre Geschichte nahtlos weiter und hat sich gegen eine Wiederholungsphase entschieden, die einem nach einer langen Pause zwischen den zwei Bänden den Einstieg erleichtern würde. Sie schnappt allerdings viele kleine Handlungsstränge auf, die die Erinnerungen an "Kuss des Tigers" Stück für Stück auffrischen lassen. Ich selbst hatte keine Probleme und habe mich sofort wieder in Kelseys Welt zurechtgefunden, würde allerdings jedem mit einer längeren Leseunterbrechung empfehlen, zunächst ein wenig im ersten Band der Reihe zu blättern, um sich die vergangenen Ereignisse wieder ins Gedächtnis zu rufen. Nach dem überzeugenden ersten Band war meine Vorfreude auf "Pfad des Tigers" riesig! Leider sollte sich diese Begeisterung bald trüben, denn schon nach wenigen Seiten spukte nur noch eine einzige Frage in meinem Kopf herum: Kelsey, was ist bloß mit dir los!? Es entwickelt sich bereits zu Beginn eine Dreiecksgeschichte, allerdings eine, die man so gar nicht erwartet hätte. Diese füllt knapp die ersten 150 Seiten des Romans und könnte ihn kaum schlechter starten lassen. Man ist von Kelsey, ihrem Verhalten und ihren Entscheidungen maßlos enttäuscht - und noch viel enttäuschter ist man, weil man das Gefühl nicht los wird, eine Schnellfassung von "Edward und Jacob kämpfen um Bella" zu lesen. Nach diesem ernüchternden Start möchte man am liebsten ein wenig Pause von Kelseys Gefühlschaos haben, um sich genauso wie die Protagonistin von den Strapazen des Beziehungsdurcheinanders zu erholen. Leider gönnt Colleen Houck weder Kelsey noch ihren Lesern eine Verschnaufpause und beginnt gleich die nächste Dreiecksbeziehung - diesmal jedoch eine, die man bereits in "Kuss des Tigers" erahnen konnte. Obwohl sie kaum Überraschungen bietet und sich so entwickelt, wie man es wohl auch erwartet, kann sie dank vieler romantischer Momente zumindest die Romantasy-Fans - mich eingeschlossen - von sich überzeugen. Durch die unglücklichen Umstände fokussiert sich "Pfad des Tigers" komplett auf Kelsey, die Protagonistin und Erzählerin, und Kishan. Während ich Kelsey nach ihrem starken Abfall in "Kuss des Tigers" noch immer mit gemischten Gefühlen betrachte - ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet sie ganz Indien retten soll -, konnte der schwarze Tiger Kishan mich mit seinem Charisma ganz klar auf seine Seite ziehen. Der "Bad Boy mit dem weichen Kern" konnte mein Herz im Sturm erobern und ich hatte großen Spaß daran, ihn und seine Stärken und Schwächen im Handlungsverlauf näher kennenzulernen. Obwohl ich vom ersten Drittel des Buches sehr enttäuscht war, gab es doch einige spannende Szenen, die ich gebannt verfolgte. Sie ließen mein neugieriges Leserherz immer wieder höher schlagen und weckten die Lust zum Weiterlesen, sodass man trotz der langatmigen Momente "Pfad des Tigers" nicht aus der Hand legen wollte. Colleen Houcks Talent, ihre Leser zu packen und an die Seiten ihrer Geschichte zu fesseln, zeigt sich also auch in schwächeren Szenen. Definitiv ein Pluspunkt! In "Pfad des Tigers" verschlägt es Kelsey größtenteils nach Tibet, wo sie nach der nächsten göttlichen Gabe sucht. Colleen Houck schafft es erneut, diese Szenen so lebhaft vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen zu lassen, als würde dieser im Kino sitzen und sich einen Film anschauen. Dadurch erlebt man Kelseys Abenteuer auf dem "Pfad der Tiger" so stark, dass sich jede noch so kleine Szene in das Gedächtnis des Lesers einprägt. Und das ist auch gut so, denn alles baut aufeinander auf und spielt für den weiteren Handlungsverlauf eine Rolle! Kaum hat das Abenteuer in Tibet begonnen, nimmt "Pfad des Tigers" zügig an Fahrt auf. Nach einer informativen Reise nach Tibet geht das große Abenteuer endlich weiter. Houck verwebt in Kelseys abenteuerlicher Expedition a la "Indiana Jones" Magie, Religion, Mythologie und Kultur. Was sich nun sicher wie ein verrücktes Wirrwarr anhört, ist in Wirklichkeit ein interessantes und gut durchdachtes Geschichtsnetz, das viel zu bieten hat. Hier findet jeder etwas, was ihm gefällt! Mein persönliches Highlight waren die fantastischen Szene im Wald der Sylphen. Dort hätte ich gern noch viel mehr Zeit verbracht! Ja, der Mittelteil kann zweifelsohne mehr überzeugen als der Anfang, aber der Funke wollte auch dort nicht richtig überspringen. Erst ab dem letzten Drittel konnte ich die Begeisterung verspüren, die mich in "Kuss des Tigers" so stark an die Seiten gebunden hat. Konnte ich es vorher noch verkraften, eine Lesepause einlegen zu müssen, vergaß ich nun alles, was um mich herum geschah. Ich wurde völlig in das Geschehen hineingezogen, wurde von der Spannung mitgerissen und hätte wahrscheinlich sogar das Essen vergessen, hätte mich Kelsey mit der goldenen Frucht nicht ständig daran erinnert. Je näher die letzte Seite rückt, desto spektakulärer wird es - aber auch grausamer und erschreckender! Houck fährt im Endspurt nochmal schweres Geschütz auf, was letztendlich dazu führt, dass man den nächsten Band sehnlichst herbeiwünscht. Leider werden wir auf "Fluch des Tigers" noch einige Zeit warten müssen. Cover: Wundervolle Verzierungen, ein majestätischer Tiger - das Cover von "Pfad des Tigers" bleibt dem Stil der Reihe treu und ist mal wieder ein echter Hingucker. Diesmal ist darauf allerdings nicht Ren in seiner weißen Tigergestalt zu sehen, sondern eine rote Raubkatze. Wieso, weshalb, warum sich die Grafiker für dieses Exemplar entschieden haben, ist mir allerdings nicht klar, da sie in dem Roman selbst doch keine Rolle spielt. Fazit: "Pfad des Tigers" ist eine angenehme Fortsetzung der Tiger-Saga von Colleen Houck, konnte mich jedoch nicht so sehr begeistern wie der erste Band. Nach einem enttäuschenden Anfang und einem mittelmäßigen Mittelteil konnte erst das letzte Drittel des Buches die Faszination in mir auslösen, die ich in "Kuss des Tigers" von der ersten bis zur letzten Seite verspürte. Nichtsdestotrotz habe ich mich letzten Endes gut unterhalten gefühlt und kann mit Recht behaupten, dass ich mich bereits sehr auf den dritten Teil, "Fluch des Tigers", freue! Für "Pfad des Tigers" gibt es sehr gute 3 Lurche.

zurück nach oben