Profilbild von Sarang

Sarang

Posted on 1.2.2020

Ich hatte das Gefühl zu schrumpfen und durchsichtig zu werden. Ich wusste nicht mehr, was ich will, und nicht mehr, was ich kann. Bis ich der Frau begegnete, die verschwindet, wenn man sie küsst. - S. 20 »Inhalt« Er ist ein gebeutelter Erfinder, der in Kummer versinkt, weil seine Liebe ihn vor einiger Zeit verließ. Doch dann trifft er eine junge Frau, die ihn so betört, dass er sie einfach küssen muss. Es ist nur ein ganz kleiner und zarter Kuss, denn sie ist bei der Berührung ihrer Lippen verschwunden. Doch er wäre kein guter Erfinder, wenn er sich nicht auf die Suche nach ihr machen würde. »Skurrilität« Obgleich der „Kleinste Kuss der Welt“ einem Kunstwerk gleicht, brauchte ich bei diesem Werk außergewöhnlich lang, um in die Geschichte hineinzufinden. Dieser Malzieu ist recht skurril, so brauchte ich gut die Hälfte des Buches, um mich an die Skurrilität zu gewöhnen. Gewohnt poetisch und mit atemberaubenden Metaphern erzählt Mathias Malzieu die Geschichte von einem namenlosen Melancholiker, der durch die Liebe – oder wie er sie nennt: Liebesbombe – zerstört wurde. Als er dann den kleinsten je verzeichneten Kuss erlebt, ist seine Hoffnung für die Liebe erneut entflammt und so beginnt die spannende Geschichte, wie er in der Gegenwart seine Zukunft zu finden sucht, die irgendwann von der Vergangenheit eingeholt wird. »Vier Schicksale« Mathias Malzieu lässt nur vier Personen auftreten. Deren Leben alle zunächst unentwirrbar miteinander verschlungen zu sein scheinen. Am Ende klären sich diese Knoten, die noch einmal einen besonderen Kick bereithalten, auch wenn ich die Essenz des Kickes bereits erahnte. »Poetik« Der Protagonist, der soweit ich weiß, keinen Namen bekommt, erzählt im poetischsten aller Stile seine Geschichte. Im Fokus der Geschichte stehen damit seine innere Gefühlswelt, die sich alle um die unsichtbare Frau Sobralia drehen. Die Poesie in „Der kleinste Kuss der Welt“ hat es wahrlich verdient, dass man ihr einige Zeilen widmet. Sowohl der Übersetzerin, die auch im Deutschen Bilder im Kopf schraffierte, schattierte, Gestalt werden ließ und bunt ausmalte. Natürlich auch dem Autor Mathias Malzieu selbst, der sich so eine abgefahrene Story ausdachte, die mir dieses Mal zwar leider nicht unter die Haut ging. Die mich dafür aber in sprachliches und wortgewandtes Staunen versetzte. »Fazit« „Der kleinste Kuss der Welt“ ist ein filigraner Roman, dem Bewunderung und Ehrfurcht gebührt. Leider war ich nicht von Anfang an begeistert, konnte mich gen Ende hin dennoch in die zarte Schönheit von Mathias Malzieus Worten verlieben. Für alle Fans von diesem Autor ein Muss, für alle andere ist es einen Versuch wert!

zurück nach oben