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Sarang

Posted on 1.2.2020

»Inhalt« Der Krieg naht und Peter wird von seinem Vater überzeugt, dass er sein Haustier und zugleich Freund, den Fuchs Pax, am Besten in die freie Wildbahn entlässt. Denn Peters Vater zieht in den Krieg und Peter muss zu seinem Großvater. Ein Ort, an dem kein Platz für den Fuchs ist. Doch direkt nachdem Peter sich tränenreich von Pax verabschiedet, fühlt er, dass er den größten Fehler seines Lebens begangen hat. Deshalb macht er sich kurz entschlossen auf den Weg zu Pax' Rettung, um ihn nach Hause zu holen. Mehrere 100 km Distanz können Peter von seiner Mission nicht abhalten und so beginnt eine gefährliche Reise zu seinem Fuchs-Freund. »Wenn die richtigen Worte fehlen« „Mein Freund Pax" ist eine traurige Geschichte, die trotzdem glücklich macht. - Dies ist der einzige Satz dieser Rezension, den ich als einziges nicht zig mal verworfen, umformuliert oder gelöscht habe. Ohne Frage, "Mein Freund Pax" ist etwas ganz Besonderes und die Rezension wollte von mir einfach nicht so geschrieben werden, wie ich mir das vorgestellt habe. Noch immer bin ich unzufrieden, besser geht es nur leider nicht. Zurück zum eigentlichen Text: Warum "Mein Freund Pax" glücklich- und traurigmacher in einem ist, versuche ich euch mit Hilfe dieser Rezension zu erklären. »Die außergewöhnliche Geschichte einer Freundschaft« In diesem Buch erzählt die Autorin Sara Pennypacker (lasst euch den Nachnamen bitte auf der Zunge zergehen) die außergewöhnliche Geschichte einer Freundschaft. Die Freundschaft zwischen dem Jungen Peter und seinem Haustier. Ein Haustier, das kein gewöhnliches Haustier wie Hund, Kaninchen, Katze oder Hamster ist (nein, es geht hier nicht um den Schrank eines schwedischen Möbelhauses): Pax ist ein Fuchs. Mein Lesegrund war einzig und alleine das Cover und der Name des Fuchses. Ich habe es gesehen und mich sofort verliebt. Nicht einmal den Klappentext habe ich gelesen, sondern mich überraschen lassen. Rückblickend fängt das Cover die besondere Stimmung dieses Buches exakt ein. So beginne ich also ohne jegliches Vorwissen diese Geschichte und werde direkt mit einem traurigen Szenario konfrontiert. Nach nur wenigen Sätzen fühle ich als Leserin, dass Fuchs und Junge zusammen gehören. Dass sie sich brauchen und diese Freundschaft einfach nur wunderschön ist. Nach nur wenigen Seiten bin ich sehr frustriert, als ich merke, welche Richtung die Geschichte einschlägt. Der Krieg beginnt und der Fuchs muss weg. Diese Szene ist nicht nur total erschütternd geschrieben, nein, ich sehe den weiteren Verlauf des Buches wie einen Film in Hypergeschwindigkeit an mir vorüberziehen. Peter wird den Fuchs suchen gehen, wird ihn finden und die beiden sind endlich wieder vereint. Leider - oder zum Glück? - entwickelt sich die Handlung allerdings in eine vollkommen überraschende Richtung. »Aus der Perspektive eines Fuchses« Warum macht "Mein Freund Pax" nun trotz seiner Traurigkeit glücklich? Ich habe über die innige - fast schon magische - Geschichte der beiden reines Glück empfunden. Pennypacker beschreibt die Geschichte authentisch und schlüpft abwechselnd in den Kopf von Peter und Pax. Ein Fuchs zu sein, war irre spannend und hat mich erst begreifen lassen, wie einmalig die Freundschaft der beiden ist. Des Weiteren ist der Schreibstil Anna Pennypackers poetisch. Ich weiß, poetisch ist so ein Wort, das bestimmt in 40% der Rezensionen fällt, deshalb frage ich euch: ein paar Beispielsätze gefällig? Er wollte nicht so sein wie sein Vater, in dem diese bedrohliche Wut steckte; die Art Wut, die ständig köchelte, jederzeit überkochen konnte und dabei alle um ihn herum verletzte.  - S. 133 Mitten in diesem Schweigen spürte Peter, dass sie einander wortlos etwas Wichtiges mitteilten. Etwas über den langen dunklen Tunnel, der sich um ihn schloss. S. 134 Während die beiden Füchse weiterzogen, beschäftigte Pax ein weiterer, rätselhafter Geruch seines Jungen, ein Geruch aus einer tieferen Schicht als die anderen. Der hatte etwas mit Kummer zu tun, aber auch mit Sehnsucht und entsprang einem tiefen Schmerz, den Pax nie ergründen konnte.  - S. 147 "Glaubst du, wenn jemand etwas Wildes in sich hat, dass er das auch wieder verlieren kann, wenn man ihn zähmt? [...]" "Warst du schon immer so? Jemand, der von anderen Leuten erwartet, dass sie seine Fragen für ihn beantworten? [...] Aber so läuft das nicht, Junge." - S. 202 »Eine authentische Stimme« Zudem empfinde ich es als die höchste Kunst, wenn ein Mensch einem anderen Menschen glaubhaft das Gefühl vermitteln kann, er sei ein Tier. Eine solch realistische Darstellung habe ich zuletzt als Kind mit Kenneth Oppels „Silberflügel“ erlebt. Realität ist für meine Definition von Glück für dieses Buch empfinden ein gutes Stichwort: ich mag mir gar nicht ausmalen, wie schwierig es für Pennypacker gewesen sein muss, solch ein Buch zu schreiben. Das Lesen war schon nicht ohne. Doch nur so hat Pennypacker "Mein Freund Pax" die authentische Stimme und Überzeugungskraft verliehen, die es als phänomenales Buch braucht. Die Illustrationen von Jon Klassen haben den atmosphärischen Aufbau des Kinderbuches zusätzlich glänzend unterstützt und sind ausführlich lange Blicke wert. »Ein Plädoyer« Pennypacker beschönigt nicht. Schonungslos schreitet die Handlung gewaltsam voran und treibt mir als Leserin Tränen in die Augen. Das Leben ist leider selten auf einem Ponyhof in Zuckerwatte gepackt. Stattdessen lauert an zu vielen Ecken der Tod, die Gewalt der Menschen greift um sich, die Tiere werden um ihre Lebensräume gebracht und sterben aus. „Mein Freund Pax“ ist ein Plädoyer für das, was schon lange schief läuft. Eigentlich sollte diese Geschichte deshalb gar nicht mehr erschrecken können. Schließlich leben wir das Tag für Tag und wissen um diese Dinge. Doch wie das meist so ist: es sind weit entfernte Dinge, die uns ob ihrer Anonymität nicht betreffen. „Mein Freund Pax“ mischt die Karten neu, denn durch Pennypacker kennen wir Peter und seinen Fuchs. Die Anonymität wurde aufgehoben durch die Individuen Peter und Pax. Ich merke schon, ich habe mich ein wenig verrannt, doch demonstriert das zugleich, wie vielschichtig Pennypackers Werk ist. »Fazit« Wenn ich in Rezensionen Sätze wie „Es ist zwar traurig, aber so gut, lest es trotzdem!“ lese, denke ich meistens: ja klar, genau. Auf traurig habe ich gerade keine Lust. Deshalb versuche ich das bei „Mein Freund Pax“ erst gar nicht, sondern erzähle euch lieber, worauf ihr euch bei dieser stimmungsvollen Geschichte zwischen den Buchdeckeln einlasst: Pax ist traurig, ja. Allerdings auf eine gute Art, weil man merkt, so und nicht anders muss es sein. Und das macht es gleichzeitig schmerzlich schön (im wahrsten Sinne des Wortes!) „Mein Freund Pax“ ist eine zauberhafte Geschichte, die mich sehr begeistert und auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitgenommen hat. Bevor ihr dieses Kinderbuch lest, seid euch bewusst, es ist traurig, ja. Aber das ist auch gut so.

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