Simone Scamander
Worum geht's? Percy, Alice und Poppy sind beste Freunde und ein eingespieltes Team. Wann immer sie können, treffen sie sich, um sich neue Geschichten auszudenken und sie gemeinsam mit ihren Puppen zu erleben. Ihre Abenteuer nehmen mysteriöse und spannende Wendungen, doch sie haben alle mit der geheimnisvollen Puppenkönigin zu tun, die Poppys Mutter in einer Vitrine verschlossen hält. Als die Freundschaft der drei Geschichtenerzähler plötzlich zu zerbrechen droht, stiehlt Poppy die Puppenkönigin und macht eine grausige Entdeckung: In der Puppe liegen die Überreste eines Mädchens verborgen, die vor langer Zeit gestorben ist und nie ihren Frieden gefunden hat – und nun die Hilfe der drei Freunde benötigt. Obwohl Percy und Alice glauben, dass dies nur eine von Poppys obskuren Geschichten ist, begeben sie sich alle gemeinsam auf ihr erstes echtes Abenteuer. Dabei müssen sie sich unglaublichen Erkenntnissen stellen. Doch diese drehen sich nicht bloß um die Puppenkönigin… Meine Meinung: Kinder- und Jugendbücher sind alles andere als oberflächlich oder gar einfach strukturiert. Das beweist Holly Black mit ihrem Buch „Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers“, das alles andere als ein klischeebehaftetes Kinderbuch ist. Die Geschichte um die drei Freunde Percy, Poppy und Alice ist eine wundervolle Erzählung über alle Facetten des Erwachsenwerdens, über die Suche nach der eigenen Persönlichkeit und dem Wert der Freundschaft. Holly Black hat „Die Puppenkönigin“ mit so viel Gefühl, Einzigartigkeit und Authentizität geschrieben, dass man diese Geschichte nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen liest – egal, wie alt man ist. Durch das spannende Geheimnis um die Puppenkönigin kommt auch der Nervenkitzel nicht zu kurz, sodass sich die Geschichte ganz klar als Pageturner bezeichnen darf. Percy ist der Protagonist der Geschichte und ein aufgewecktes Kerlchen, das nicht genau weiß, ob er sich noch als Jungen oder schon als jungen Mann bezeichnen soll. Er liebt es, Geschichten zu erfinden und diese mit seinen Freunden zu erleben. Aber er ist – gerade als Junge! – für Puppen nicht schon viel zu alt? Percy erlebt in „Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers“ nicht nur ein mysteriöses Abenteuer, er setzt sich auch mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens auseinander: Muss ich das sein, was von mir erwartet wird? Bin das dann noch ich? Percy ist ein sympathischer Protagonist, den man bereits im ersten Augenblick ins Herz schließt und mit dem man bis zur letzten Seite mitfiebert. Einblicke in seine Gedanken und Gefühle bekommt man jedoch nicht von ihm selbst, sondern von einem außenstehenden Erzähler, der ganz genau weiß, wie es in Percy vor sich geht. Poppy ist die kreative Fädenspinnerin in der Geschichte – sowohl im Puppenspiel der drei Freunde als auch in ihrem echten Abenteuer. Mit ihrer konsequenten und aufmüpfigen Art eckt Poppy so manches Mal bei Percy und Alice an, doch für mich hat sie sich ihrer Vorliebe für skurrile und dramatische Geschichten schnell zum Lieblingscharakter entwickelt. Poppy hat ein Herz aus Gold und kämpft für das, was ihr wichtig ist, auch wenn die Art und Weise dabei manchmal ebenso eigenwillig ist wie sie. Alice ist etwa der Gegenpol zur starrköpfigen Poppy. Obwohl auch sie ein kreatives Köpfchen ist und im ereignisreichen Spiel mit ihren Puppen voll und ganz aufgeht, sieht sie die Abenteuer bloß als das, was sie sind: ein Spiel. Alice versucht stets, vernünftig und ein bisschen erwachsen zu sein. Doch man merkt schnell, dass in ihr noch viel mehr schlummert als das, was sie von sich zeigt. Im Laufe der Geschichte kommt Alice mehr und mehr aus sich heraus und wächst sogar über sich hinaus. „Die Puppenkönigin“ richtet sich an junge Leser ab etwa 10 Jahren, die sich wie die Protagonisten selbst auf dem schmalen Grad zwischen Kindheit und „Teenagertum“ befinden. Percy, Poppy und Alice sind zwar noch Kinder, aber sie merken genau, dass sie sich in einer Phase der Veränderung befinden. Während Percy vor allem durch äußere Einflüsse zu spüren bekommt, dass von ihm in seinem Alter ein anderes Verhalten erwartet wird, spielen bei Poppy und Alice vor allem Gefühle eine große Rolle. Holly Black erzählt auf einfühlsame Weise, wie es sich anfühlt, erwachsen zu werden (und wie schwer es sein kann!), und trifft damit sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Lesern genau ins Herz. Cover: Das düstere Cover lässt – bis auf den Untertitel – überhaupt nicht darauf schließen, dass die Geschichte von Percy, Poppy und Alice im Sommer spielt. Trotzdem passt es mit den dunklen Illustrationen, den schemenhaften Gestalten und der mysteriösen Atmosphäre perfekt zum Buch. Ein großartiges Cover, das viel verspricht, aber von der Geschichte noch überboten werden kann. Fazit: „Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers“ von Holly Black ist so viel mehr als ein aufregendes und mitreißendes Buch über drei Freunde, die sich auf die Suche nach einer mysteriösen Wahrheit machen. Es ist eine Geschichte über den Wert der Freundschaft, über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und über die spannende Suche nach sich selbst. Holly Black hat „Die Puppenkönigin“ mit einer gelungen Mischung aus Nervenkitzel und Einfühlungsvermögen, sodass sich dieses Buch als echter Pageturner bezeichnen darf, der ins Herz geht – ganz egal, wie alt seine Leser sind. Für „Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers“ vergebe ich 5 Lurche.