Simone Scamander
Worum geht's? Der Sheltie-Retriever Lucky ist ein Einzelhund. Er braucht weder ein Rudel noch eine Langpfote, die sich um ihn kümmert! Lucky genießt sein Leben als Straßenhund und Einzelgänger, denn so ist er frei – frei von jeder Verantwortung. Doch dann wird seine vertraute Welt plötzlich von einem Erdbeben erschüttert, das Luckys Stadt komplett zerstört. Nichts ist mehr so, wie es war, und auch Lucky muss umdenken. Die Nahrung in den Ruinen wird knapp! Als er auf eine Gruppe zurückgelassener Leinenhunde trifft, schließt sich Lucky ihnen notgedrungen an. Für die erste Zeit nach dem Beben zählt nur das nackte Überleben! Nun ist es an Lucky, aus den hilflosen Hunden ein Rudel zu machen, das für sich sorgen kann. Aber wie macht man aus verhätschelten Schoßhündchen wilde Jäger? Und haben Einzelhunde in dieser zerstörten Welt überhaupt noch eine Chance? Meine Meinung: Erst Katzen, dann Bären – und jetzt sind sie auch noch auf den Hund gekommen! Mit „Die verlassene Stadt“ startet das erfolgreiche Autorenteam Erin Hunter die „Survivor Dogs“-Serie, eine tierische Abenteuerreihe rund um den besten Freund des Menschen. Da dies mein erstes Buch von Erin Hunter ist, kann ich die „Survivor Dogs“ nicht mit den „Warrior Cats“ oder den „Seekers“ vergleichen. Dafür konnte ich mich aber ganz unvoreingenommen in „Die verlassene Stadt“ stürzen – und ich habe Blut geleckt! Das Autorenteam hat ein mitreißendes Abenteuer geschrieben, das man als Leser durch Hundeaugen erleben darf. Wie denkt, fühlt, handelt ein Hund? Erin Hunter beschreibt die Handlung so passend, die Verhaltensweisen der Hunde so realistisch, dass man voll und ganz in die Geschichte abtauchen kann. Neben einer eigenen „hündischen Weltanschauung“ stößt man auch auf so manchen Begriff, den die Hunde für Menschendinge benutzen. In „Survivor Dogs: Die verlassene Stadt“ trifft man auf eine tolle Geschichte mit einer rundum gelungenen Umsetzung, die für tolle Lesestunden sorgt. Der Sheltie-Retriever Lucky ist der Protagonist der Geschichte und ein ganz spezieller Hund. Denn Lucky ist ein Einzelgänger, ein Straßenhund und Überlebenskünstler, der so gar nichts von einem Leben in einem Rudel hält. Er braucht keine anderen Hunde und erst recht keine Langpfoten! Lucky kann gut auf sich selbst aufpassen. Als ein großes Beben die Stadt zerstört, muss der mutige und gewitzte Lucky allerdings umdenken. Notgedrungen schließt er sich einem Rudel Leinenhunde an, die ohne ihre Menschen in der Wildnis total aufgeschmissen sind. Durch sie wächst Lucky über sich hinaus, denn trotz der langen Zeit als Einzelhund ist Luckys Herz nicht aus Eis… Mit den Nebencharakteren – oder eher Nebenhunden - der Geschichte hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. Das Möchtegern-Rudel der Leinenhunde ist ein bunt gemischter Haufen der unterschiedlichsten Hunderassen, die alle ihre ganz eigenen Persönlichkeiten und Talente besitzen. Jeder von ihnen war mir auf seine Art sympathisch und wuchs mir mit jeder Seite mehr ans Herz, in der sie auch als Rudel enger zusammengewachsen sind. Leider hatte ich zu Beginn aber Probleme, die Namen mit ihren Rassen zu verbinden und mir die bunten Hunde bildlich vorstellen zu können. Leser, die sich besser mit Hundearten auskennen als ich, werden damit allerdings wohl keine Schwierigkeiten haben. Empfohlen wird die „Survivor Dogs“ zwar schon für junge Leser ab etwa 10 Jahre, ich kann mich dieser Empfehlung allerdings nur bedingt anschließen. Die Handlung, die Charaktere und auch der Schreibstil sind ohne Zweifel hervorragend auf die junge Zielgruppe abgestimmt. Für zarte Gemüter könnte „Die verlassene Stadt“ stellenweise jedoch zu brutal sein. Schon auf den ersten Seiten erlebt man mit Lucky, wie unzählige in Käfig eingesperrte Hunde durch das Erdbeben zerquetscht werden. Auf den knapp 270 Seiten des Romans fließt durchaus das ein oder andere Mal Blut und nicht selten muss sich einer der Leinenhunde einer Aufgabe stellen, die ihn das Leben kosten könnte. Was einerseits für eine gelungene Atmosphäre und große Spannung sorgt, sorgt bei so manch einem jungen Leser vielleicht noch für Albträume. „Die verlassene Stadt“ endet mit einem fiesen Cliffhanger, der einen augenblicklich nach der Fortsetzung schreien lässt. Freundlicherweise hat der Verlag einen kurzen Ausschnitt aus „Ein verborgener Feind“ – so der Titel des zweiten Bandes – als kleines Extra auf die letzten Seiten des Romans angefügt. So erfährt man bereits, welche Gefahr auf Lucky und das Rudel der Leinenhunde im nächsten Buch lauern wird, ohne dass einem dabei zu viel verraten wird. Zum Glück müssen wir nicht lange auf die Fortsetzung warten, denn „Ein verborgener Feind“ erscheint bereits im Mai bei Beltz & Gelberg. Cover: Wer kann an diesem Buch vorbeilaufen, ohne es in die Hand zu nehmen? Der Schriftzug, der die zerstörte Stadt repräsentiert, und die Abbildungen der Hunde, die ihr erstes gemeinsames Abenteuer erleben, ergeben ein tolles Gesamtbild. Das satte Rot unterstreicht zusätzlich die aufregende Atmosphäre, die zwischen den Buchdeckeln auf die Leser wartet. Fazit: „Die verlassene Stadt“, der Auftakt der „Survivor Dogs“-Reihe des Autorenteams Erin Hunter, ist ein Muss für jeden Fan von mitreißender Tierfantasy. Die Geschichte des Einzelhundes Lucky, der sich nach einem zerstörerischen Erdbeben notgedrungen einem hilflosen Rudel Leinenhunde anschließen muss, bietet eine rundum gelungene Welt, in die man als Leser gerne für aufregende Lesestunden abtaucht. Eine spannende Handlung, die von den sympathischen Hunden das ein oder andere grausame Opfer fordert, kann Jung und Alt begeistern, auch wenn dieses Buch nichts für zarte Gemüter ist! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Ein verborgener Feind“, denn hier ist definitiv noch Luft nach oben. Für „Survivor Dogs: Die verlassene Stadt“ vergebe ich gute 4 Lurche.