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Simone Scamander

Posted on 31.1.2020

Worum geht's? Emily will auf die Mayenheim Art Academy – um jeden Preis! Der Film, mit dem sie sich dort beworben hat, wurde jedoch abgelehnt. Der Grund: Ihrem Film fehlen Realismus und Herz. Emily erhält allerdings eine zweite Chance und darf ein weiteres Projekt einreichen. Kurzerhand entschließt sie, einen Film über die Klischees der Liebe zu drehen. Sie will sich in den besten Freund ihres Bruders verlieben (klischeehafter geht es ja wohl kaum, oder?) und die Einzelheiten ihrer Geschichte festhalten. Doch plötzlich entwickelt sich Emilys Projekt doch nicht so, wie sie es erwartet hätte. Austin, der Bad Boy der Schule, kommt ihr ständig in die Quere! Emily ist davon alles andere als begeistert – und dann kommen auch noch Geheimnisse ans Licht, mit denen sie gar nicht konfrontiert werden möchte. Meine Meinung: „Emily lives loudly“ von Autorin und Buchbloggerin Tanja Voosen fällt neben den anderen Impress-Titeln aus dem Hause Carlsen gleich doppelt auf: zum einen schlägt der witzige Contemporary-Roman eine ganz anderer Richtung ein als seine eBook-Kollegen, zum anderen besticht er mit einem außergewöhnlichen, bunten und bezauberndem Cover, das man am liebsten sofort aus dem eReader herausziehen und ins Bücherregal verfrachten möchte. Dass auch die Geschichte selbst einen festen Platz im Lieblingsbuch-Regal verdient hat, beweist die junge Autorin gleich auf den ersten Seiten ihrer Geschichte. „Emily lives loudly“ bringt einen mit jeder Menge Witz und Charme augenblicklich zum Strahlen – und mal ehrlich: Menschen, die einen bei der ersten Begegnung zum Lachen bringen können, hat man doch auch auf Anhieb gern, oder? Tanja Voosen nimmt die typischen Jugendbuch-Klischees mächtig auf die Schippe. Auf höchst amüsante Weise konfrontiert die junge Autorin ihre Charaktere mit stereotypen Figuren, wie man sie in jedem Roman des Genres trifft, und bekannten Wendungen und Schicksalsschlägen, unter denen mittlerweile jeder zweite Contemporary-Protagonist zu kämpfen hat. Emily und ihre Freunde verfallen allerdings nicht in das typische Schema, sondern kommentieren diese Ereignisse mit einem genauso genervten Augenrollen wie man selbst. „Emily lives loudly“ ist als Contemporary-Roman natürlich selbst nicht frei von alldem, aber Tanja Voosen hat sie auf so humorvolle Art umgesetzt, dass man gar nicht anders kann als sich in die Geschichte zu verlieben. Die junge Autorin weiß genau, welche Stellen ihres Romans dem gängigen Klischee entsprechen und beschreibt sie alle mit einem Augenzwinkern. Lesespaß pur! „Emily lives loudly“ hat jedoch auch eine ernste, nachdenklich stimmende Seite, die einen genau dann trifft, wenn das Herz es eigentlich nicht will. Emily ist die Protagonistin, auf die die Buchwelt so lange gewartet hat. Sie ist weder die wunderschöne Highschool-Prinzessin, die jeder liebt, noch das unscheinbare nette Mädchen von Nebenan. Emily braucht keine Stereotypen. Sie ist, wie sie ist: eine authentische und ehrliche Protagonistin, selbstbewusst und herrlich sarkastisch. Emily lässt sich nicht einfach in eine Schublade einsortieren, sondern baut sich ihr ganz eigenes Fächlein. Sie ist nicht oberflächlich, sieht die Welt auf ihre eigene Weise und lebt ihr Leben so, wie sie es will. Obwohl sie gerne und viele Witze reißt (Sarkasmus ist quasi ihr zweiter Vorname), kann Emily auch ganz anders. Sie hat auch ihre nachdenkliche und tiefgründige Seite, doch selbst in düsteren Momenten verliert sie nie ihren Lebensmut. Emily ist eine wahnsinnig tolle Protagonistin, stark und sympathisch – man muss sie einfach lieben! Austin, der mit seinem Bad-Boy-Image (inklusive Lederjacke) nur sein Dasein als Stalker tarnt, ist der Love-Interest der Geschichte und ein echtes Sahneschnittchen. Er ist ein lebensfroher, aufgeweckter junger Mann, der sich seiner Wirkung auf Frauen durchaus bewusst und nie um einen Spruch verlegen ist. Auch wenn Emily zu Beginn der Geschichte schnell und leicht von Austins aufdringlicher Art genervt ist, ist einem absolut klar, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis sie ebenfalls in den „We love Austin“-Fanclub (den man selbst nach seinem ersten Auftritt gegründet hat) eintreten wird. Austin ist mit seinem charmanten (wenn auch skurrilen) Humor, seinen seltsamen (aber herzerwärmenden) Annäherungsversuchen und seinem großen (etwas zu selbstverliebten) Herzen das perfekte Anschmacht-Opfer, das man sich für einen Contemporary-Roman nur vorstellen kann. Wofür ich „Emily lives loudly“ allerdings fast einen ganzen Punkt abgezogen hätte, sind die unzähligen Zeichenfehler, die sich in den Roman geschlichen haben: Hier ist mal ein Punkt zu viel, da werden plötzlich andere Anführungszeichen verwendet und dort crashed ein Satz dank eines fehlendes Satzzeichens einfach mal in den vorangegangenen hinein. Das unordentliche oder gar fehlende Korrektorat hat mich so manches Mal aus dem Lesefluss herausgerissen und mächtig genervt. Schluss endlich hat mir „Emily lives loudly“ aber doch zu sehr gefallen, sodass es mir selbst das Herz gebrochen hätte, dem Buch deshalb eine schlechtere Bewertung zu geben. Impress als eBook-Label muss dafür einige Sympathiepunkte einbüßen. Fazit: „Emily lives loudly“ von Tanja Voosen ist ein herrlicher Contemporary-Roman, an dem ich mich gar nicht sattlesen konnte. Emilys „absolut gar nicht (naja, vielleicht ein bisschen) klischeehafte Klischee-Geschichte“ steckt voller Witz und Charme und hat mich ständig zum Schmunzeln gebracht. Eine großartige Handlung, die sowohl mit amüsanten als auch nachdenklichen Facetten begeistert, und wundervolle Charaktere, in die man sich einfach verlieben muss – was will man mehr? Lesespaß pur, den man sich nicht entgehen lassen sollte! Für „Emily lives loudly“ vergebe ich 5 Lurche.

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