Simone Scamander
Worum geht's? Als Alice Breuer in einer Zeitung eine Stelle als Au-pair in Venedig entdeckt, reißt sie kurzerhand all ihre Zelte in Teltow ab und lebt den Traum ihrer verstorbenen Mutter. Aber ihre Gastfamilie hat andere Pläne mit Alice: Sie sehen sie als billige Haushaltskraft, die das gesamte Haus sauber hält, die Kinder hütet und alle Aufgaben für die Familie erledigt. Nur in den frühen Morgenstunden, fast noch in der Nacht, hat Alice die Zeit, Venedig zu entdecken. Dabei lernt sie Tobia Manin kennen, den mysteriösen Herren aus der Nachbarschaft, über den ganz Venedig tuschelt und munkelt. Denn Tobia ist blind und meidet die Öffentlichkeit. Zwischen ihm und Alice entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung, die beide lehrt, Venedig auf eine ganz neue Art und Weise zu sehen. Meine Meinung: „Nur mit deinen Augen“ ist eine zeitgenössische Liebesgeschichte vor einem bezaubernden Hintergrund: Mitten in Venedig stößt die 24-jährige Alice während eines nächtlichen Spaziergangs auf den attraktiven und geheimnisvollen Tobia. Sie fühlt sich unbeschreiblich und magisch zu dem blinden Mann hingezogen und auch er spürt eine Verbindung zu der stillen Alice, die sich bisher lieber in Buchwelten vor der Realität zurückgezogen hat. Zusammen entdecken die beiden Venedig und finden dabei näher zu sich selbst, näher zu einander – obwohl beide wissen, dass ihre Gefühle niemals Bestand haben können. Denn Alice ist nur für eine begrenzte Zeit in Venedig und Tobia lässt niemanden auf solche Weise in sein Herz. Ob einem „Nur mit deinen Augen“ bloß gefällt oder ob es einen begeistern kann, hängt wohl ein bisschen davon ab, was man sich von dem Roman erhofft. Valerie Bielen erzählt in ihrem Debüt die Liebesgeschichte zweier grundverschiedener Menschen – der blinde Multimillionär und die mittellose Träumerin, die von ihrer Gastfamilie wie Aschenputtel behandelt wird – auf höchst romantische Art. „Nur mit deinen Augen“ hat etwas Märchenhaftes an sich, das mich gleich zum Schwärmen und Mitfühlen gebracht hat. Die Geschichte ist nicht unbedingt realistisch, sie bedient sich einiger bekannter Elemente und ist in gewisser Weise auch vorhersehbar, aber nichtsdestotrotz ist „Nur mit deinen Augen“ vor allem eins: traumhaft schön! Ich persönlich mochte die Geschichte von Alice und Tobia sehr. Mich störte es kein bisschen, dass der Realismus der Handlung, der Charaktere und des Schreibstils teilweise der Illusion der Romantik wich. Im Gegenteil: Genau dieser Aspekt hat der Geschichte einen Zauber verliehen, der sie so charmant und liebenswürdig macht. Die Dialoge der Charaktere sind sicherlich nicht absolut authentisch, aber herzzerreißend schön und rührend. Jede Leserin, die sich selbst schon einmal eine Liebe wie aus dem Märchen gewünscht hat, wird sich mit Sicherheit in diesen Roman verlieben! „Nur mit deinen Augen“ ist wie ein kurzweiliger Urlaub in Venedig. Valerie Bielen beschreibt die Stadt so bildhaft, so malerisch und mit so viel Liebe zum Detail, dass man sich auf Alice‘ und Tobias Ausflügen durch Venedig so fühlt, als würde man die Stadt an ihrer Seite erkunden. Die Autorin zaubert wunderschöne und zauberhafte Bilder in die Köpfe ihrer Leser und ermöglicht es ihnen damit, die Atmosphäre und den einzigartigen Flair der italienischen Stadt auch hunderte Kilometer entfernt genießen zu können. Ab der zweiten Hälfte des Romans nimmt neben der Romantik auch die Spannung eine entscheidende Rolle im Handlungsverlauf ein. Alice findet durch einen Zufall ein Detail zu Tobias Erblindung heraus, das sein Weltbild völlig zerstören könnte. Außerdem kommen Intrigen und Tragödien ans Tageslicht, die den Märchencharakter der Geschichte noch weiter verstärken – jedes Märchen braucht schließlich einen bösen Gegenspieler, der für jede Menge Nervenkitzel sorgt! Fazit: Wer sich gerne von Liebesgeschichten verzaubern lässt, die das eigene Herz zum Klopfen bringen, der greift mit „Nur mit deinen Augen“ definitiv zum richtigen Buch. Das Debüt von Valerie Bielen spielt in Venedig und erzählt die Geschichte von Alice, dem mittellosen Au-pair-Mädchen aus Teltow, und Tobia, dem Multimillionär aus Amerika, der seit einem Überfall blind ist und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Gemeinsam entdecken sie Venedig durch Alice‘ Augen und schon bald entwickeln sich zwischen ihnen Gefühle, die nicht sein sollen: Herzschmerz garantiert! „Nur mit deinen Augen“ ist eine atmosphärische, märchenhafte Geschichte, die nicht mehr Realismus als nötig in sich trägt und seine Leser viel lieber zum Träumen einlädt. Für „Nur mit deinen Augen“ vergebe ich 4 Lurche.