Simone Scamander
*Worum geht's?* Lara Jean Song verwahrt all ihre Liebesbriefe in einer Schachtel, die sie von ihrer Mutter bekommen hat. Es sind allerdings keine Liebesbriefe an sie, die sie hütet, sondern welche, die sie selbst verfasst hat. Fünf Stück an der Zahl – einen für jeden Jungen, den Lara Jean in ihrem Leben geliebt hat. Es sind Briefe, in denen sie sich all ihre Gefühle und Gedanken von der Seele geschrieben hat, um mit ihrer Liebe abzuschließen. Keiner der Briefe war jemals dafür gedacht, tatsächlich abgeschickt zu werden. Doch eines Tages ist die Schachtel leer. Die Briefe wurden verschickt – und Lara Jeans bisher nicht existentes Liebesleben gerät in das absolute Chaos… *Meine Meinung:* Stell dir vor, du hättest Liebesbriefe geschrieben, die niemals dafür gedacht waren, abgeschickt zu werden. In denen du mal kitschig, mal romantisch, aber auf jeden Fall stets ehrlich all deine Gefühle niedergeschrieben hast. Und diese Briefe werden plötzlich verschickt. Jeder Typ, in den du jemals verliebt gewesen bist, weiß auf einmal von deinen Gefühlen – ganz egal, wie lange deine Schwärmerei schon zurückliegt. Peinlich? Oh ja! Aber das Schlimmste kommt doch noch erst noch: Deinen letzten Brief hattest du erst vor wenigen Tagen geschrieben. An den Ex-Freund deiner Schwester. Ich kann das unangenehme „Oops…“, das euch an dieser Stelle wohl in den Sinn gesprungen sein muss, quasi bis zu meinem Schreibtisch hören. Ja, das was Lara Jean in „To All the Boys I've Loved Before“ erleben muss, gehört definitiv zu den größten anzunehmenden Peinlichkeiten eines jeden Teenagers. Was tut man also, um sein Gesicht zu wahren und dem Ex-Freund der Schwester nicht seine wahren Gefühle gestehen zu müssen? Richtig: Man schnappt sich mitten auf dem Korridor der Schule einen Kerl (den man eigentlich gar nicht leiden kann, aber während der schlimmsten Phase der Pubertät mal so süß fand, dass man ihm ebenfalls einen Liebesbrief geschrieben hat) und behauptet, er wäre die große Liebe. Wenn der das ganze Spielchen auch noch mitspielt, ist das Chaos nicht mehr aufzuhalten… Tja, da wären sie nun: Protagonistin Lara Jean, Josh, der Ex-Freund von ihrer geliebten Schwester Margot, und Peter Kavinsky, ihrer neuer „fester Freund“. Was aus dem ganzen Wirrwarr wird, müsst ihr natürlich selber lesen – und ich kann euch nur empfehlen, es möglichst bald zu tun! „To All the Boys I've Loved Before“ ist ein wirkliches tolles Buch, das es verdient hat, gelesen zu werden. Jenny Han schreibt so locker-flockig und echt, wie es sich für ein authentisches Coming-of-Age-Buch gehört. Die Dialoge sind so natürlich und realistisch wie die Charaktere selbst. Es wird humorvoll und romantisch, zuckersüß und emotional und dabei verliert Jenny Han nie aus den Augen, ihren Lesern auch die wichtigen Dinge des Lebens aufzuzeigen: die Familie, das eigene Glück und den Mut, zu sich selbst zu stehen. Perfekt ist „To All the Boys I've Loved Before“ trotz aller Begeisterung nicht. Die Handlung wird an manchen Stellen einen Ticken zu stark überdramatisiert und ist im Großen und Ganzen wirklich vorhersehbar. Man muss kein Hellseher, ja nicht einmal ein Vielleser des Genres sein, um schon nach den ersten Kapiteln zu erkennen, für wen Lara Jeans wahre Gefühle entfachen werden und wie sich die Geschichte bis dahin entwickeln wird. Gestört hat mich das beim Lesen allerdings nicht. Jenny Han setzt in ihren Romanen jeden Charakter und jeden Aspekt der Handlung so sympathisch, authentisch und überzeugend um, dass ich mich voll und ganz in den Roman fallen lassen konnte. Ich habe mitgefühlt und mitgefiebert, mich sogar auch ein kleines bisschen verknallt. Und wenn ich mich zwischen den Seiten so wohlfühlen darf, dann spielen solche Kritikpunkte kaum eine Rolle. Lara Jeans (Liebes-)Geschichte ist übrigens noch nicht vorbei: In „P.S.: I Still Love You“ erzählt Jenny Han Lara Jeans wildes Gefühlschaos weiter. Nach den letzten Kapiteln von „To All the Boys I've Loved Before“ ist eine Fortsetzung auch bitter nötig! Ob der Plot allerdings wirklich noch genügend Stoff für einen ganzen weiteren Roman hergibt, wage ich momentan noch etwas zu bezweifeln. Mit 1-2 Kapiteln mehr hätte Jenny Han Lara Jeans Geschichte definitiv noch in diesem Buch abschließen können. Mal schauen, was sich die Autorin für ihre Charaktere noch einfallen lässt. *Fazit:* Hach, war das schön: „To All the Boys I’ve Loved Before“ von Jenny Han ist ein wunderschöner Coming-of-Age-Roman, der mit einer witzigen Geschichte, authentischen Charakteren und jeder Menge Gefühl überzeugen kann. Zwischen diesen Buchdeckeln fühlt man sich als Leser einfach wunderbar aufgehoben. Es gibt Szenen zum Lachen, zum Leiden, vor allem aber zum Schwärmen und Verlieben. Jenny Han bietet ihren Lesern Spaß der süßesten Sorte und auch einige kleine Momente, die man für sich selbst aus der Geschichte mitnehmen kann. Für „To All the Boys I’ve Loved Before“ vergebe ich 4 Lurche.