Simone Scamander
Worum geht’s? Viola fühlt sich als “Teil von etwas Unglaublichen, etwas Außergewöhnlichen” – bis ihr Freund sich outet und damit ihr Leben zum Zerbrechen bringt. Niemand scheint sie länger zu beachten; dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher, als dazu zugehören. Plötzlich taucht ein gutaussehender Fremder auf, den nur sie sehen kann. Viola findet heraus, dass es sich bei ihm um einen Dschinn handelt, den sie durch ihren Wunsch heraufbeschworen hat. Besonders begeistert ist dr davon allerdings nicht, denn bevor er zurück in seine Heimat darf, muss er Viola erst drei Wünsche erfüllen. Und dies ist leider nicht so einfach, wie er es sich vorgestellt hat. Meine Meinung: Bevor ich mit dem Lesen angefangen habe, dachte ich darüber nach, wie das Buch wohl verlaufen würde: “Mädchen wird von Junge verlassen > Mädchen ist am Boden zerstört >Dschinn taucht auf, Mädchen wünscht sich wieder mit Junge zusammen zu sein > Mädchen ist glücklich > Mädchen merkt, dass es doch nicht der Richtige ist und verliebt sich in den Dschinn > Mädchen trennt sich von Dschinn > Mädchen und Dschinn kommen zusammen”. Im Groben verläuft die Geschichte auch (leider!) genauso. Auch wenn sich Pearce neue, bisher unbekannte Aspekte ausgedacht hat (z.B. die so genannten “Ifrit”, die die Wunsch-verweigernden Menschen in eine Situation bringen, in der sie zum Wünschen gezwungen werden) ändern sie den Verlauf leider nicht in etwas Unerwartetes. Pearce hat einen sehr leichten, flüssigen Schreibstil, sodass man schnell in das Geschehen hineinfindet und ihm auch gut folgen kann. Die Seiten laufen runter wie heiße Butter! Dementsprechend liest sich das gesamte Buch sehr schnell durch (es hat ja auch bloß 288 seiten). Was ich an der Übersetzung allerdings stark bemängeln muss, ist das “Yeah”. Ich finde es gut, dass versucht wird, die Übersetzung durch falsche Wortwahl zu vermeiden. Aber dieses “Yeah” fühlt sich einfach falsch an. Das Buch ist aus der Sicht von Viola und von Dschinn geschrieben. Von Kapitel zu Kapitel wechseln sich die Sichtweisen ab. Durch diesen Perspektivenwechsel fällt es einem sehr leicht, in die beiden Protagonisten hineinzuschlüpfen. Ob man nun Mitfühlen kann oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Mir persönlich fiel es sehr schwer, mich mit Dschinn zu identifizieren. Er wirkt anfangs noch sehr arrogant, distanziert und unfreundlich. Außerdem nervt mich seine Art, die Welt zu beobachten: Ständig sieht er irgendwo, wie Haare oder Nägel um Milimeter gewachsen sind, und muss dies auch noch kommentieren. Zum Glück hört das mit der Zeit, die er auf der normalen Welt mit Viola verbringt, auf. Von Kapitel zu Kapitel wird Dschinn sympathischer. Viola hingegen hat von Anfang an mein vollstes Mitempfinden, da sich ihr Freund Lawrence, den sie über alles geliebt hat, outet! Ihr Wunsch, endlich wieder von anderen Menschen gesehen zu werden und jemanden zu finden, der ihre zerbrochene Welt wieder zusammenflickt, wird von Pearce gut übermittelt. Die ersten zehn Male, in denen Viola das betont, habe ich sie richtig bemitleidet. Aber danach hat es auch gereicht! Durch ihre ständigen – auf Dauer ein bisschen nervigen – Gefühlsschwankungen, wirkt sie aber sehr natürlich und nicht aufgesetzt. Nunja, mit Dschinns Erscheinen ändert sich ihre Situation schlagartig. Durch ihren ersten Wunsch kommt sie mit einem neuen Jungen zusammen, und ihre Welt scheint wieder perfekt. Alles ist so, wie sie es wollte. Doch langsam verlieben sich Viola und Dschinn ineinander. Das ist eine Sache, für die man Pearce aber mal loben muss: Sie schafft es, keine “Liebe-auf-den-ersten-Blick”-Romanze zu schreiben, sondern die Gefühle langsam aufwallen zu lassen. Das fand ich sehr erfrischend, denn normalerweise verlaufen die Geschichten des Genres ja so, dass entweder der eine oder der andere direkt verliebt ist! Besonders die Kino-Szene, in der Dschinn sich seine Eifersucht eingesteht, hat mir besonders gut gefallen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die anderen liebenswerten Charaktere des Romans: Violas Eltern, die durch ihre witzigen Kommentare über de pubertäre Tochter die Atmosphäre auflockern, und der schwule Ex Lawrence, der endlich mal die homosexuellen Klischees bricht. Leider bleibt es auch dabei. Einen besonderen Reiz geben diese Charaktere dem Buch nicht. Das Ende des Buches hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Es wirkt wie ein aufgesetztes “Happy End”. Nach dem dritten Wunsch von Viola hätte Schluss sein sollen. Es teilt den Lesern – eindeutig die junge “Twilight”-Leserschaft – das mit, was es eben mitteilen soll: “Verstell dich nicht, nur wenn du bist, wie du wirklich bist, wirst du glücklich!”. Ein dramatischeres Ende hätte ich passender gefunden. Fazit: “Drei Wünsche hast du frei” ist ein süßer kleiner Roman für Zwischendurch. Er ist locker flockig geschrieben, behandelt ein neues Thema und setzt es in Ansätzen gut um. Aber leider ist es eben “nur” das. Die Geschichte verläuft genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Trotz den Kritikpunkten kann ich das Buch aber nicht schlecht nennen. Eigentlich habe ich es ganz gerne gelesen. Aber insgesamt war es eben eher langweilig, da mich nichts in dem Roman überrascht hat. Deswegen vergebe ich 3 Lurche!