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Nordlicht liest

Posted on 30.1.2020

Ich bin hin und her gerissen, was dieses Buch betrifft. Während der Vorbereitungen der Rezension habe ich entdeckt, dass es eigentlich ein Krimi gewesen war. Auf meiner Printausgabe steht noch „Roman“ – innerhalb des Buches habe ich hin und her überlegt ob es etwas historisches ist, dazu war mir aber das Thema Krieg zu grob umrissen nur. Ich habe mittlerweile sehr viele Bücher aus diesem Genre gelesen und fand das Thema Krieg und NS Zeit hier nur sehr oberflächlich skizziert. Der nächste Gedanke war, dass es um ein Familiengeheimnis geht, immerhin begleiten wir Anna auf dem Weg zurück in ihre Vergangenheit und die Mutter von ihr macht aus eben der selben ein furchtbares Geheimnis, dann allerdings kamen die kriminellen Elemente und daher macht die Bezeichnung Krimi auf den neuen Ausgaben für mich auch am meisten Sinn. Also der Reihe nach, das Buch las sich sehr leicht, angenehmer Schreibstil und die Charaktere sind auch gut und authentisch gezeichnet. Ganz am Anfang hatte ich mit den ganzen Namen der Familienmitglieder ein Problem weil die alle gleichzeitig ins Spiel gebracht wurden, das hat sich bis zum Ende gezogen, dass ich immer leichte Probleme hatte wer nun wer ist und wozu gehört. Das gab sich dann aber irgendwann ab der Hälfte weitesgehends und ich war im Geschehen drin. Es gibt hier 3 Erzählstränge. Einer erzählt aus Hamburg 1946/47 von der Familie Dietz um Agnes, Hanno und Wiebke. Hanno versucht die Familie finanziell zu unterstützen indem er die Trümmer nach verwertbarem, wertvollem durchsucht und das auf dem Schwarzmarkt verkauft. Eines Tage findet er in einem Keller eine Leiche einer Frau – nackt. Bei ihr liegt ein wunderschöner Knopf, den er an sich nimmt. Seine Schwester Wiebke die draussen gewartet hat findet einen kleinen fast erfrorenen Jungen und entscheidet sich ihm zu helfen und ihn mitzunehmen. Joost wird von Agnes später wie ihr eigenes Kind angenommen und begleitet die Familie fortan überall hin. Der Zweite Strang ist aus der Gegenwart 1992 und dort begleiten wir Anna. Die durch Zufall den Hof in der Uckermark besucht, auf dem ihre Mutter Clara damals gelebt hat. Dort findet sie heraus, dass ihre Mutter noch einen Bruder hatte, den sie bisher niemals erwähnt hat. Anna konfrontiert ihre Mutter damit, doch die schweigt wie ein Grab und möchte nix aus der Vergangenheit wissen und hören. Sie versteckt sich hinter dem Alkohol und trinkt regelmäßig mehr als gut für sie wäre. Der letzte Strang ist dann aus eben jener Vergangenheit in der Uckermark und dort wird die Geschichte von Clara erzählt, die sie damals erlebt hat. Also mit dem Wissen, dass es ein Kriminalroman mit historischem Hintergrund war, kann ich mit den Handlung viel besser umgehen. Der Anfang war etwas schleppend fand ich, da mochte ich nur die Teile von Hanno und Agnes, aber ab der Mitte hat mich das Buch dann komplett für sich gewonnen und ich habe mit Anna mitgefiebert und gerätselt warum Clara so ein Geheimnis aus der Vergangenheit macht. Es passierten ein paar unerwartete Wendungen und am Ende wurde alles restlos aufgeklärt, so dass ich ohne Fragen zurückbleibe. Dennoch fand ich das Thema NS Zeit zu oberflächlich abgehandelt nur, dieses Geschehen hätte in jeder x-beliebigen Zeit passiert sein können – das ist etwas schade – trotzdem weil es mich ab der Mitte wirklich gut unterhalten hat, gebe ich 4 Sterne.

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