susan kon
Nett zu lesen, von der Struktur einfach wie ein Kinderbuch. Die Nebencharaktere bleiben leider blaß, selbst mit den beiden Hauptcharakteren könnte ich nicht wirklich mitfühlen. Dass sich Amy und Will ineinander verlieben, ist von der ersten Begegnung an klar und wichtig für den Schluß, weil die Liebe eine Entscheidung von Will beeinflußt. Die Grundbasis, dass Menschen in die Buchwelt springen können und auch Figuren aus der Buchwelt in die Menschenwelt kommen können, ist auch aus anderen Büchern bekannt. Das passt zur Grundidee des Buches, dass aus Grundideen von Klassikern neue Geschichten geschöpft bzw. zerstörte Geschichten repariert werden können. Die Lesenden können im Handlungsverlauf mitraten, wer warum Grundideen aus Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur stiehlt und dabei rücksichtslos über Leichen geht, wenn sich jemand dem eigenen Ziel in den Weg stellt. Selbst unter den wenigen Bewohnern der Insel, auf der die Hauptpersonen wohnen, gibt es mehrere Personen, die sich verdächtig verhalten. Die Handlung wird immer wieder unterbrochen durch Fragmente eines Märchens oder doch eines Traumes? Das, was für die Handlungsfolge zu den jeweils erwähnten Klassikern wichtig ist, wird zusammenfaßt bzw. erklärt, so dass eine genaue Kenntnis nicht Voraussetzung ist, um das Buch zu verstehen, aber vermutlich hat man mehr von den Anspielungen, wenn man die Klassiker kennt. Das spricht für eine Zielgruppe ab ca. 14 Jahren. Ev. werden manche Leser*innen auch neugierig darauf, die Klassiker zu lesen oder zumindest ausführliche Inhaltsangaben. So gut mir die Idee gefällt, dass eine Buchfigur durch die Buchwelt führt, so unsicher bin ich, ob Werther eine so gute Wahl für diese Aufgabe ist, was allerdings auch an meiner jahrzehntealten Erinnerung an die Lektüre liegen mag. Oder soll er Komik in das Buch hineinbringen? Die Erwähnungen zur Geschichte von Amys Eltern ist nur wichtig, um ihre besonderen Fähigkeiten zu erklären. Ein Geheimnis zwischen Großmutter und Betty dient v. a. dazu, mehr Verdächtige zu erhalten. Der Schluß des Buches, ab der Szene, in der die Prinzessin ihre Geschichte beherrscht, hat mir gar nicht gefallen.