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SternchenBlau

Posted on 27.1.2020

Mensch bleiben CN / Content Note: wie im Buch am Ende dieser Rezension Hope Punk, welch wunderbarer Begriff, den das Autoren-Duo für „Wasteland“ nutzt und 2017 von der Autorin Alexandra Rowland erfunden worden ist. Für mich bedeutet das, Hoffnung zu haben angesichts der Apokalypse und versuchen, es in Punk-Manier richtig zu machen. An Dystopie und (Post-)Apokalyptischen Geschichten nervt mich immer mal wieder, dass sie sich in Gewalt-Exzesse hineinschreiben und dabei auch mal die Grenze zum Voyeurismus überschreiten. Judith C. Vogt und Christian Vogt behalten die zentrale Frage im Blick, die das Genre ausmacht: Wie können wir Menschen bleiben, wenn die Menschheit untergeht? Wie können wir Menschen bleiben, wenn das Überleben immer schwieriger wird, ja, gar unmöglich scheint? Was mich besonders freut: Mit der Veröffentlichung von „Wasteland“ im Knaur Verlag ist non-binäres Denken im Mainstream angekommen. Das Autorenduo nutzt genderneutrale Sprache und lässt nonbinäre Menschen ebenso selbstverständlich vorkommen wie BIPoC. Die Voreinstellung für diese Welt ist eben nicht male-hetero-cis-normativ, auch, wenn klar thematisiert wird, dass es Gruppierungen gibt, die diesen alten Mustern anheim gefallen sind. Mir haben die Sexszenen ausnehmend gut gefallen. Hier wird Consent auch in Bezug auf die Geschichte thematisiert und beeinflusst den Plot. Die Darstellung einer bipolaren Störung ist ebenfalls sehr stimmig gelöst. Gerade, weil Neurodivergenz oftmals völlig falsch geschildert werden, ging mir hier beim Lesen das Herz auf. Und dann gibt es im Buch auch eine Inhaltswarnung, Danke dafür an die Autoren und den Verlag! Die beiden Hauptfiguren mochte ich sehr. Beide um die Zwanzig sind Leyley und Zeeto noch voll in der Sturm- und Drang-Phase, dann wieder etwas naiv, um dann wieder ganz mutig zu sein. Gerade Zeeto fand ich toll, weil er für mich das Gegenbild zu einer toxischen Männlichkeit ist. Das Worldbuilding fand ich zudem absolut gelungen. Natürlich bedient sich das Genre-Duo auch an Versatzstücken des Genres, baut daraus etwas eigenes mit vielen ziemlich coolen Ideen. Ich wäre gerne noch länger in dieser Welt verweilt. Manchmal waren mir allerdings die Erklärungen zu träge und die Liebesgeschichte zu lange ausgebreitet. Und vom Plot her wurde Potential verschenkt, was eigentlich schon total angelegt gewesen wäre. Manchmal nervte ich das: „Argh, warum erzählt ihr nicht mehr darüber?“, habe ich im Stillen die beiden Vögte gefragt, wie sie sich selbst gerne bezeichnen. Und ich habe ich lange überlegt, wie ich das bewerten soll. Aber für mich überwog schließlich deutlich das Positive und der Mut, anders zu erzählen. Weil das viele Lesende ja stört: Das Ende der Geschichte bleibt dann offen – was ich mochte – und gleichzeitig lässt es die Chance für einen zweiten Band. Fazit Nicht perfekt, aber ein sehr ungewöhnliches Lesevergnügen, das ich vor allem deswegen sehr gerne weiterempfehle. Manches hätte gestrafft werden können, manche Potentiale besser genutzt. 4 von 5 Sternen. CN / Content Note / Inhaltswarnung: Gewalt, explizite Schilderung von Sex, Depression und bipolarer Neurodivergenz, Kontrollverlust verbale Androhung sexueller Gewalt, Erwähnung von Sklaverei und sexuellem Missbrauch

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