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nonostar

Posted on 26.1.2020

Zach ist 6 Jahre alt als an seiner Schule ein Amokläufer 15 Menschen tötet. Ihm passiert nichts, da er sich mit seiner Klasse im Wandschrank verstecken kann, doch sein Bruder Andy ist eines der Opfer. Sein Bruder, der immer gemein zu ihm war und sich mit den Eltern stritt. Doch nach und nach erinnert sich Zach auch an die guten Seiten von Andy und er beginnt ihn zu vermissen. Auch seine Eltern leiden sehr unter dem Verlust und die Familie scheint zu zerbrechen. Dabei will Zach nur, dass es endlich keinen Streit mehr gibt und alle wieder glücklich sind. "Alles still auf einmal" schildert eine zutiefst traurige und erschütternde Geschichte, die einen stark mitnimmt, aber doch auch immer wieder Hoffnung gibt. Anfangs störte mich die kindliche Sprache etwas, sie schien mir nicht ganz passend und es fiel mir schwer mich darauf einzulassen. Doch schon nach wenigen Seiten veränderte sich mein Gefühl, man versinkt in den tief berührenden und bildlichen Beschreibungen des kleinen Zach. Die Figuren sind alle sehr authentisch und Zach habe ich ziemlich schnell in mein Herz geschlossen. Anfangs ist er fast froh, dass sein Bruder weg ist, da er hofft, dass jetzt alles besser wird, da die Eltern nicht mehr mit ihm streiten müssen und so mehr zeit für ihn haben. Doch schnell merkt er, dass es nicht so ist, ganz im Gegenteil, es wird alles immer nur schlimmer. Jedes einzelne Familienmitglied versucht auf seine Weise mit dem Schmerz umzugehen, doch viel zu oft bleibt der kleine Zach dabei auf der Strecke, es fehlt die Zeit und die Kraft um sich um ihn zu kümmern. Da beginnt er mit seinem toten Bruder zu reden und versucht, seine Gefühle zu ordnen und seine Eltern wieder glücklich zu machen. Was er sagt und fühlt hat mich unglaublich traurig gemacht, aber gleichzeitig auch mit so viel Liebe und ZUneigung zu diesem kleinen Jungen erfüllt. Aber auch die anderen Figuren sind sehr gut herausgearbeitet. Melissa, die Mutter, versinkt in Verzweiflung und ihr einziger Lichtblick und einzige Möglichkeit aus dem tiefen Loch in das sie gefallen ist, wieder herauszukommen, ist es, einen Schuldigen zu finden. Ihre Trauer und Verzweiflung waren fast schon greifbar, man merkt, wie sie schwankt und ihre Kraft langsam verliert, sie kann nicht mehr und wird zerfressen von ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit und Rache. Ich kann mir kaum vorstellen, wie sich ein solcher Verlust anfühlen muss, aber Melissa erweckte ein Gefühl tiefer Verzweiflung in mir. Selten haben mich die Figuren und die Geschichte eines Buches so sehr berührt wie hier. "Alles still auf einmal" war nicht immer ganz einfach für mich, doch es ist ein Buch, das wunderschön ist und das Thema Trauer und Trauerbewältigung auf eine ergreifende und hoffnungsvolle Art betrachtet und den Leser mitnimmt auf die Suche nach den vier Geheimnissen des Glücks. Und am Ende stellt man fest, dass man nur zusammen stark sein kann und dass man nicht alleine bleiben sollte mit seiner Trauer und seiner Verzweiflung. Ein Buch dass man immer lesen kann (und auch sollte), aber vielleicht besonders, wenn man ebenfalls jemanden verloren hat. Auf dem Klappentext heißt es "Mit nur sechs Jahren versteht Zach mehr von Herz und Seele als die Erwachsenen um ihn herum" und dem kann ich nur zustimmen. Zach ist ein ganz besonderer Charakter, er sieht die Welt wie sie sich für ihn anfühlt, ganz ohne Verbitterung und er findet einen ganz besonderen Weg mit seiner Trauer umzugehen.

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