nonostar
Die namenlose Erzählerin will mit ihrer Cousine und deren Mann ein Wochenende in den Bergen verbringen. Doch als die beiden von einem Ausflug nicht zurück kehren, stellt die Erzählerin fest, dass plötzlich eine unsichtbare Wand aufgetaucht ist, hinter der die Zeit stehen geblieben scheint und kein Leben mehr existiert. Es beginnt alles mit dem Entdecken der Wand. Die Erzählerin ist zunächst schockiert, doch sieht sie die Situation nur als vorrübergehend an und versucht sich zu arranchieren. Dies hält sie in ihrem Bericht mit einer sehr nüchternen, fast schon emotionslosen Sprache fest. Es beginnt als eine schlichte Dokumentation ihres Alltags. Doch mit jedem Tag, der vergeht, wird der Bericht emotionaler, sowohl für die Erzählerin als auch für den Leser. Haushofer hat eine wundervolle Art, Dinge und Umgebungen zu beschreiben, sehr bildhaft, poetisch, den Leser berührend. Die Erzählerin beginnt ihr Leben zu überdenken, Vergangenes zu reflektieren, sich Gefühle einzugestehen. Ihr Namen und ihr Aussehen verlieren immer mehr an Bedeutung, sie droht sich zu verlieren und wird nur durch die Gesellschaft ihrer Tiere aufgefangen und am Leben gehalten. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit beginnt sie zu verändern und diese Veränderung, ihre Gedanken und Gefühle beschreibt Haushofer auf eine sehr eindringliche, berührende Weise. An vielen Stellen habe ich mich wiedererkannt, vieles konnte ich nachvollziehen. "Die Wand" lässt mich nachdenken über so vieles, denn Haushofer hat eine sehr zeitlose Geschichte geschaffen, die auf die heutige Gesellschaft erstaunlich gut übertragbar ist. Fazit: Das Buch beginnt als nüchterner Bericht, doch steigert sich rasch zu einem emotionalen soghaften Tagebuch, das den Leser mitnimmt hinter die Wand und dort festhält. Eindringlich, aufwühlend und schonungslos schildert Haushofer, wie die Einsamkeit mit einem Menschen verändern kann ohne dabei viel an Handlung zu brauchen.