susan kon
Was hat mich an dem Fantasyroman fasziniert? Nicht die mit Illusionen und Intrigen gespickte Welt am Hofe oder gar der unsympathische Familiengeist auf der Suche nach sich selbst, nicht das praktische, wenn auch nicht ungefährliche Reisen durch Spiegel oder mit Sandgläsernen, nicht das Rätsel um die Person, die Gott genannt wird, nicht das Lesen der Empfindungen des Buchbesitzers bis weit in die Vergangenheit hinein oder gar die Frage, ob die Hochzeit der Hauptpersonen nun stattfindet oder nicht. Interessant fand ich die Entwicklung von Ophelia und in diesem Zusammenhang einige intensive Gespräche mit Thorn und auch mit ihrem Onkel. Ophelia ist nicht nur ungeschickt und dickköpfig, sie ist hilfsbereit, kämpft um ihre Selbstbestimmung und für Gerechtigkeit. Sie konfrontiert Thorn immer wieder, weil sie nicht bloss eine formale Beziehung aus politischen Gründen will, sondern eine persönliche, in der ihre Fähigkeiten und ihr Wille anerkannt werden. Außerdem will sie wissen, auf welcher Seite Thorn steht angesichts der Drohungen gegen sie. Thorn mag Ophelia zwar, aber versucht sie zu beschützen, indem er ihr nicht alles anvertraut, was er weiß und sie auf Abstand hält. Thorn setzt sich für politische Gerechtigkeit und Willensfreiheit ein. Allerdings stellt er nicht Politik über persönliche Beziehungen, nicht eigene Interessen über den Schutz ihm wichtiger Personen.