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Ein weiteres aktuelles Zukunftsbuch (nach u.a. Al Gore, Lesch und Harari); diesmal vom dem sympathischen Physiker und Wissenschaftsjournalisten Yogeshwar, bekannt vor allem aus der Sendung "Quarks und Co". Dieser Mensch begleitet mich jetzt eine gefühlte Ewigkeit durch mein Leben und hat offensichtlich die Pille für die ewige Jugendlichkeit geschluckt. Was bietet er nun auf seiner Zukunftsreise? Man könnte kurz sagen: Alles! Vielleicht möchte man es doch ein wenig differenzierter: Natürlich wird zunächst mal - und das kann man ja schon fast voraussetzen - kein wesentliches Zukunftsthema ausgelassen. Natürlich geht es um Digitales, Genetik, Klimawandel, Umweltzerstörung, Wirtschaft, Energie, Verkehr, Weltraum, Turbokapitalismus, Migration, Landwirtschaft und um den verunsicherten und überforderten Menschen auf seinem einzigartigen und gefährdeten Planeten. Doch die erlebte Vollständigkeit bezieht sich nicht nur auf das Themenspektrum. Der Autor bietet auch eine Vielzahl von Perspektiven und Zugängen an: Er berichtet von Reisen und Interviews, fügt (eigene)Tagebuchaufzeichnungen ein, erklärt auf seine routinierte Art auch komplexe Zusammenhänge und spart auch nicht mit persönlichen Bewertungen und Warnungen. Er ist immer als engagierte Person, als Wissenschaftler und Bürger, spürbar und versteckt sich nicht hinter vermeintlich objektiven Gegebenheiten. Zwei weitere Besonderheiten des Buches möchte ich nennen: • Yogeshwar schafft immer wieder die Klammer zwischen dem (vermeintlich) Bekannten und den neuesten Erkenntnissen und Trends. Er sammelt seine Leser erst mal dort ein, wo er sie mit ihrem Informationsstand vermutet; dabei geht er auf Nummer sicher und spricht noch mal vieles aus, was man so oder anders schon gehört oder gelesen hat. Das ist für viele sicher auch ein wenig redundant. Aber er bleibt dort nicht stehen, sondern führt den Leser bis an die Orte, wo jetzt gerade ganz konkret die Zukunft erfunden wird. Das schafft ein Gefühl der aufgeklärten Ahnung: man hat eine Idee, worum es gehen könnte und worauf es hinauslaufen könnte. • Der Autor spart zwar nicht mit bedenklichen Informationen oder eindeutigen Warnungen - trotzdem behält er eine optimistische Grundperspektive. Er sieht und beschreibt (erste) Anzeichen der ein oder anderen Trendwende, freut sich z.B. über Gegenbewegungen zum Digitalisierungswahn - ohne dabei technikfeindlich zu sein. Mein Resümee: Yogeshwar hat das richtige Buch für diejenigen geschrieben, die einen breiten und leicht verdaulichen Einstieg in eine aktuelle Gesamtsicht der Welt suchen und dabei die unauffällig, aber bestimmt führende Hand des wohlmeinenden und menschenfreundlichen Autors gerne akzeptieren. Hier wird man aufgerüttelt, aber nicht schockiert; hier werden menschliche Fehlentwicklungen gezeigt, aber keine Feindbilder definiert. Lasst uns zusammen die Welt retten - aber seit dabei nett zueinander! (ja, wenn nur alle so nett wären wie Ranga....) (Meine Rezension bezieht sich auf die Originalausgabe; das Taschenbuch ist überarbeitet worden).