Profilbild von monerl

monerl

Posted on 17.1.2020

Meine Meinung Diese Geschichte hat mich überwältigt! Ich hatte keine besonderen Erwartungen. Mein Ziel war, mehr über das damalige China zu erfahren und gleichzeitig war ich auf die im Klappentext genannte Liebesgeschichte gespannt. Da die Autorin in China aufwuchs und dort auch als Erwachsene eine lange Zeit lebte, bevor sie sich mit 42 endgültig in den USA niederließ, ging ich davon aus, dass sie in der Lage war einen Roman zu schreiben, der die chinesische Kultur realitätsnah wiedergab. Und ich wurde nicht enttäuscht! Pearl S. Buck schaffte es, dass ich, nachdem ich mit dem Lesen begonnen hatte, das Buch nicht mehr aus den Händen legen konnte. Sie erzeugte durch die verschiedenen Familienmitglieder der Wus und das gekonnte verweben ihrer Schicksale eine ganz eigenartige Spannung, der ich mich nicht entziehen konnte. Das Buch ist sprachlich schön, inhaltlich ungewöhnlich und ausgesprochen weise. Wir bekommen hier eine Geschichte über die Liebe, das Leben, die Vorstellung von angesehenen und gehobenen Familie im damaligen China und dem Zu-sich-selbs-finden. Madame Wu bricht mit den gesellschaftlichen Erwartungen und zieht sich mit ihrer Entscheidung, ihrem Ehemann eine Zweitfrau zu besorgen, aus den ehelichen Pflichten zurück und erkauft sich durch das Leid einer anderen Frau ihre Freiheit. Das ist schon ein starkes Stück, zudem Madame Wu bis dahin immer sehr gerecht gehandelt hatte. All die Jahre in ihrer Ehe hat sich Madame Wu angestrengt, ihrem Mann und dem Wohle der ganzen Familie Wu gedient und ihre Wünsche dem großen Ganzen unterworfen. Ihr zwar schöner, aber nicht sehr kluger Mann bedurfte eine starke führende Hand, die jedoch nicht zu offensichtlich sein durfte. “Manche Männer machen sich selber, er [Madame Wus Mann] aber wird immer von Frauen gemacht werden. Aber du darfst es ihn nicht merken lassen. mach ihm niemals seine Schwächen zum Vorwurf, denn dann wird er ganz schwach werden. Laß ihn nie fühlen, daß er ohne dich nutzlos wäre, denn dann wird er wirklich nutzlos. Du mußt in ihm die wenigen starken Fäden finden und aus ihnen dein Gewebe weben, und wo es schwache Fäden gibt, darfst du dich nicht auf sie verlassen. Nimm statt ihrer insgeheim deine eigenen.” (Buch S. 103) Diese Weisheit erteilte Madame Wus Schwiegervater ihr in einem ihrer Gespräche, nachdem sie Herr Wu geheiratet hat. Es war eine Wonne für mich, Madame Wus Entwicklung zu sich selbst zu verfolgen. Sie war bereits sehr klug und weise bevor sie den italienischen Priester traf. Doch Bruder André eröffente ihr nochmals eine andere (geistige) Welt, die sie im Laufe der Geschichte zu einem noch besseren Menschen machte, da ihre gute Taten nun ohne Forderung von irgendwelchen Gegenleistungen waren. Viele der Sätze im Buch berührten mich sehr und ich dachte gerne über sie nach, wie z.B. über folgende: “Mißhelligkeiten zwischen Mann und Frau entstehen immer aus dem Glauben, daß es gegenseitige Pflichten gibt”, fuhr Madame Wu fort. “Hat man aber diesen Glauben einmal aufgegeben, dann wird der Weg deutlich sichtbar. Jeder hat nur Pflichten gegen sich selbst. In welchem Sinne? Wenn der eine seine Erfüllung findet, findet sie auch der andere.” (Buch S. 337) Fazit Dieses Buch hat mich wirklich umgehauen, sodass ich mir gleich weitere Bücher der Nobelpreisträgerin für Literatur bestellt habe. Ihr Schreibstil und ihre Ausdrucksweise ist wundervoll und ich möchte unbedingt mehr davon! Wer sich für China interessiert und eine ganz andere und eigenartige Liebesgeschichte lesen will, die weder aufdringlich noch kitschig und klischeehaft ist, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen und es genießen! Ein Highlight mit Prädikat Herzensbuch!

zurück nach oben