SternchenBlau
Klug und vielschichtig, wir sind Fitz-Fups-Fans Wir lieben dieses Buch, ganz und gar! Es ist warmherzig, witzig, charmant und erzählt gleichzeitig von ganz ernsten, wichtigen Themen. Mein 7,5-jähriger Sohn ist so begeistert, dass er seine zweite Fan-Fiction „Fitz Fups muss weg“ gewidmet hat. Weil wir „Fitz Futz“ so lieben, umso schwerer ist es mir jetzt gefallen, darüber zu schreiben. Wie kann unsere Begeisterung am Besten von den Buchstaben ins Herz jener, die diese Rezension lesen, überspringen? Da „Fitz Fups muss weg“ uns mit so vielen kleinen und großen Dingen überrascht hat, möchte ich die Rezension so weit wie möglich spoilerfrei schreiben! Ich glaube, anderen Leser*innen diese Überraschungen zu lassen, macht wett, dass meine Rezi dadurch vielleicht etwas wage bleibt. Schon das Cover und die Karte des Wimbli-Lands haben uns total gut gefallen und letztere haben wir wirklich immer mal wieder zur Orientierung benutzt (was ich sonst nie tue). VIELSCHICHTIGKEIT Vielleicht die erste Frage vorneweg: Wenn Fitz Fups weg muss, warum muss er eigentlich weg? Mein Sohn hat diese Frage von Beginn an immer wieder gestellt. Und alleine in der realen Welt sind uns schon vier wichtige Antworten eingefallen. Diese Vielschichtigkeit zeichnet das ganze Buch aus. Später geht es dann in die Welt der Wimblis, tonnenförmige Wesen in unterschiedlichen Farben, und in ihrer Welt läuft einiges ziemlich schief, seit Fitz Fups das Sagen hat. Und jetzt müssen Phine und ihr Cousin Graham, die im Wimbil-Land gelandet sind, den Wimblis helfen. KINDGERECHT DIKTATUR ERZÄHLT Das absolut Geniale an diesem Buch ist, das es für Kinder verstehbar macht, warum Unterdrückung, Diktatur und Faschismus so schrecklich sind. Dabei findet die Autorin Lisa Evans eine Form, dass selbst 7- oder 8-jährigen Alpträume erspart. So ist der Bestrafungsraum keine Folterkammer im eigentlichen Sinne, ohne diese aber zu verharmlosen (Glitter, sag ich nur). EIN GROSSES ABENTEUER Aber wegen dieser großen Themen darf man nun bitte nicht denken, „Fitz Fups“ wäre dröge erzählt. Phine und ihre Mitstreiter erleben ein großes, aufregendes Abenteuer. Die Cliffhanger an vielen Kapitelenden sind sehr nervenaufreibend. Ich rate, beim Vorlesen das Kapitelende kurz zu überfliegen, damit man weiß, ob man da aufhören kann. Zum Glück, da ist die Autorin sehr feinfühlig, erspart sie uns den ultimativen Cliffhanger und löst eine wichtige Frage vor dem Teil im Wimbli-Land. Das hätte mein Kind sonst nur schwer ertragen. DIE FRAGEN DES LEBENS Neben der Spannung und den vor Einfällen sprühenden Ideen sind die ernsten Themen immer mit da: Wie schon gesagt Unterdrückung und der Mut zum Widerstand, aber auch Verantwortung und der Umgang mit Schuld, das muss Phine während der Reise mit sich klären. Trauer und Verlust werden genauso angesprochen wie Psychosen und die Akzeptanz von anderen. Dazu gibt es immer wieder so unglaublich weise Stellen wie diese hier: „Phine stand mit hochgezogenen Schultern da und versuchte, gleichgültig auszusehen. Sie hatte in den letzten beiden Jahren herausgefunden, dass sie, wenn sie gleichgültig aussah, sich im Allgemeinen auch gleichgültig fühlte und wenn sie sich gleichgültig fühlte, dann blieb kein Raum mehr für andere, noch schrecklichere Gefühle.“ (Ich habe dieses Buch übrigens mit vielen, wunderschönen Bookdarts gespickt.) DIE AUFLÖSUNG Die Altersempfehlung des Verlags ist ab 9, wenn ich mich recht erinnere. Mein Sohn war aber so neugierig auf die Geschichte, dass er unbedingt mitlesen wollte. Für Kinder, die schon bei einer komplexe Geschichte mitgehen und -denken, kann das Buch also schon ab circa 7 zum Vorlesen funktionieren. Egal ob 7 oder 9, so eine Geschichte muss für die Kinder gut ausgehen. Überträgt man das Ende schlussendlich auf die reale Welt, hat das Ende so seine Tücken. Mit Nazis reden funktioniert leider nicht so, wie man sich das wünschen würde. Ich musste an den Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“ denken. Aber „Fitz Fups“ ist ein Kinderbuch, und ich denke, Kinder brauchen das Urvertrauen, dass sich schließlich alles mit Vernunft lösen lässt und mit… Aber das zweite will ich hier nicht verraten, findet es selbst heraus! Die Autorin gibt dafür allerdings vorher immer schon Hinweise, die uns sehr viel Spaß gemacht haben. Es gab eine Sache an den Wimbils, bei der ich mich fast das ganze Buch gefragt habe, ob mich die eigentlich von der Aussage her stört. Aber auch das hat die Autorin mit dem Ende grandios gelöst. FITZ-FUPS-FANS Das Buch ist ein Einzelband und die Geschichte abgeschlossen. Aber mein Sohn war so begeistert, dass er angefangen hat, eine Fortsetzung von „Fitz Fups“ zu schreiben. Das schafft wirklich nicht jedes Buch. Und – da waren wir noch nicht einmal mit dem Vorlesen fertig – hat er zudem angefangen, das Buch seinem Papa vorzulesen. Keine leichte Aufgabe nach einem Jahr Lesen-Lernen, aber auch das zeigt seine Liebe zu diesem außergewöhnlichen Kinderbuch. Wir sprechen eine absolute Leseempfehlung mit 5 Wimbli-bunten Sternen Deluxe aus, und ich freue mich schon, wenn mein Sohn uns weiter „Fitz Fups muss weg“ vorliest.