Ai Haninozuka
Das Buch stand auf meiner #19für2019 Liste und am letzten Tag des Jahres habe ich es tatsächlich noch beendet! Ich liebe die Werke von Brittainy C. Cherry und bin jedes Mal wieder aufs Neue begeistert, wie sehr sie mich in ihren Bann ziehen können. Wer ihre Bücher kennt und mag, weiß, wovon ich rede, denn "Wie die Stille unter Wasser" war mal wieder ein typischer Cherry-Roman. Auf Seite 334 unterhält sich Maggie mit einer Person über ein Werk von Jane Austen und wie sie die perfekte Mischung aus Tiefgründigkeit und guter Unterhaltung schuf. So würde ich auch Cherrys Romane beschreiben. Der Schreibstil ist locker und das Buch las sich unfassbar gut. Cherry kombiniert mal wieder tiefgründige Emotionen, die unter die Haut gehen, mit wundervollem Humor, der teilweise so subtil ist, dass man ihn leicht übersieht, wenn man ihn nicht teilt. Meinen Geschmack trifft sie jedenfalls immer und ich musste mehr als einmal ordentlich lachen, weil mich der trockene Humor so unvorbereitet getroffen hatte. Ich musste allerdings auch mehr als einmal weinen. Cherry geht mit Worten um, wie es keine Zweite tut. Zumindest kenne ich keine*n Autor*in, die mich so sehr berühren und erschüttern kann. Sie schreibt so emotional und poetisch. So dramatisch und packend. Jedes Wort geht unter die Haut und es gibt so viele Passagen, die ich einfach jedem Menschen zeigen will, weil sie so wunderschön, berührend und wahr sind. Auch ihre Figuren sind mal wieder absolut klasse. Die beiden Protagonisten muss man quasi einfach mögen. Während Maggie May ein sehr fröhliches und aufgewecktes Kind ist, was quasi ununterbrochen redet, ist Brooks eher von ihr genervt als angetan. Sie plant als Kind schon deren gemeinsame Hochzeit und ich kann Brooks verstehen. Wäre sie nicht so zuckersüß, würde sie mich damit auch nerven. Doch dann kommt relativ früh die erste Wendung und Maggie verliert ihre Stimme. Damit wendet sich auch ihr Wesen - sie zieht sich zurück, verkriecht sich in Büchern, weil diese ihr die Welt zeigen, die sie nicht erleben kann, weil ihre Angst sie im Griff hat und sie das Haus nicht verlassen möchte. Das verrät aber auch alles schon der Klappentext, also ist es kein Spoiler, keine Sorge. Trotz ihrer Zurückgezogenheit und ihres Stumm-seins, mochte ich Maggie sehr. Sie ist zwar ruhiger geworden, aber nicht kalt, abgestumpft oder irgendwie anderweitig abgestorben. Sie hat in Brooks ihren besten Freund gefunden und oh man - er kümmert sich wirklich rührend um sie. Diese Freundschaft ist von vorne bis hinten perfekt und ich konnte gar nicht genug von den Beiden bekommen, weil ihre Art miteinander umzugehen mich so fasziniert und berührt hat. Aber nicht nur in Brooks findet Maggie einen Freund, sondern auch in Mrs. Boone. Oh. Mein Gott. Was für eine verschrobene alte Schachtel! Aber ich liebe sie. Sie ist diese typische griesgrämige Oma, die keinen mag und von niemandem gemocht wird, aber eigentlich unheimlich fürsorglich, umsorgend und vor allem witzig ist. Mrs. Boone gehört zu den kleinen Highlights des Buches! Eric, Maggies Dad, war aber auch etwas fürs Herz. Jedes Mal, wenn man von Katie, der Mutter, verletzt und genervt war, konnte er einen wieder aufmuntern und ein kleines Lächeln entlocken. Aber auch weitere Nebenfiguren wie Owen und Oliver, die Zwillinge der Band von Brooks, sind eine tolle Unterhaltung - vor allem, wenn sie sich streiten. Cheryl und Katie sind schwierige Charaktere, aber genauso interessant wie der Rest der Figuren. Cherry schafft es immer wieder, absolut authentische und vollkommene Figuren zu erschaffen. Selbst wenn diese unsympathisch sind, kann man sie, zumindest irgendwann, verstehen. Auf irgendeine verquere Art und Weise schafft sie es, Verständnis hervorzurufen und das bewundere ich. Es ist nicht leicht, solche Figuren zu schreiben und noch schwerer ist es, für solche Figuren Sympathie zu wecken, aber Cheryl und Katie sind genau solche Figuren. Charaktere, die man versuchen muss zu verstehen, um sie mögen zu können. Egal, wie unausstehlich eine Figur ist, sie sind menschlich. Sie haben Ecken und Kanten, aber genau diese Person, die man während des Lesens so hasst, existiert da draußen, weil Menschen nicht immer nur sympathisch sind und weil Menschen manchmal eben sehr verquere denken. Das ist einer der Gründe, weshalb ich die Bücher von Cherry so gerne lese. Weil ihre Figuren so echt und authentisch sind, auch wenn ich manche vielleicht nicht mag. Kommen wir zum Verlauf der Handlung. Das Buch beginnt, als Maggie acht Jahre alt ist. Dann springt es relativ schnell zwei Jahre weiter und verweilt dort eine Weile, bis es weiter geht und sie 18 Jahre alt ist. Mir hat der Aufbau gut gefallen, weil man so einen guten Überblick über die Entwicklung bekam. Nicht nur Maggie, sondern auch viele andere Figuren durchlaufen eine interessante Entwicklung. Maggie ist zwar die Protagonistin, aber auch die Nebenfiguren bekommen einen kleinen Raum, was mir sehr gut gefallen hat! Ein einziger Kritikpunkt ist die Übersetzung. Hier und da gibt es einige Fehler, aber dafür kann die Autorin nichts, also fließt das nicht in die Bewertung mit ein. Ich persönlich finde es nur störend, wenn man über solche Fehler stolpert. Schlussendlich war das Buch insgesamt aber einfach nur wundervoll. Mir fehlen - wie immer - ein wenig die Worte und ich habe das Gefühl, dass ich zwar so viel schreibe, aber gar nicht richtig auf den Punkt komme. Menschen sprechen immer wieder darüber, wie sie ein Buch zerrissen und wieder zusammengesetzt hat. Auch von anderen Cherry-Büchern habe ich das bereits gehört. Aber hier ist es das zweite Mal, bei dem ich es wirklich nachvollziehen kann. Nicht viele Bücher bewegen mich auf emotionaler Ebene so sehr, dass ich davon sprechen würde, wie eine Story mir das Herz zerreißt, aber Cherry hat es mit einem ihrer Werke nun schon zum zweiten Mal geschafft. Eine riesen Leseempfehlung für alle Romance-Fans, die auf bittersüße, emotionale, berührende, mitreißende und poetische Worte stehen. 5 Sterne.