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Seitenfetzer

Posted on 30.12.2019

Kennt ihr diese Manga, die einfach einen guten Ruf haben? Von denen ihr wisst, dass sie gut und berührend sind, ohne zu wissen, worum es in ihnen überhaupt geht? So ein Fall war A Silent Voice für mich. Ich hatte mich auf eine berührende Geschichte eingestellt, vielleicht bitter-süß, aber gleichzeitig auch schön. Doch der erste Band dreht sich voll und ganz um Mobbing. Nach einem Einblick in Shoyas Alltag, in dem er mir so gar nicht sympathisch werden wollte, lernen wir Shoko kennen. Und sie wird ziemlich schnell zum Opfer – von Shoya, der Klasse, in gewisser Weise auch vom Lehrer. Der Teil der Handlung war zwar deprimierend, hält aber auch den gesellschaftlichen Spiegel vor, da sich immer weniger um Shoko bemüht wird. Doch dann wird die Klasse ermahnt – und plötzlich wird Shoya selbst zum Opfer. Eine einzige deutliche Ermahnung des Lehrers reicht aus, und die Attacken werden einfach auf ihn umprojeziert und dabei noch gesteigert. Abgesehen davon, dass meiner Erfahrung nach die Macht-Verteilung bei Mobbing nicht so leicht umschlägt, hat es mich gestört, dass die Handlung Shoya erst läutern muss, damit er einsichtig wird. Sympathischer ist er mir dadurch nicht geworden, seine Mitschüler ohnehin nicht und von Shoko habe ich als Charakter außer der sich entschuldigenden Opfer-Rolle noch nicht genug gesehen. Allerdings ist auch nicht alles schlecht am ersten Band von A Silent Voice. Der Zeichenstil trifft einen Grad der Individualität, der zwar bemerkbar, aber noch nicht ablenkend ist. Außerdem zeichnet sich auf den letzten Seiten ab, dass die Geschichte nun erst so richtig losgeht, und der erste Band hoffentlich nur ungeschicktes Vorgeplänkel war. Trotzdem – ich weiß nicht, ob ich mir nach diesem ersten Band den zweiten gekauft hätte. Da ich mir die Reihe aber komplett aus der Bibliothek ausgeliehen habe, möchte ich ihr noch eine Chance geben. Fazit Statt einer rührenden Geschichte reiht der erste Band von A Silent Voice auf recht plumpe Art nur eine Mobbing-Attacke an die andere. Einzig der Zeichenstil und der Ausblick am Ende des Bandes sorgen dafür, dass ich die Reihe nicht direkt aufgebe. Daher vergebe ich 1,5 von 5 Sternen.

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