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Geistesgift

Posted on 30.12.2019

Ich werde mit weniger deutscher Genre-Literatur warm, da die mir häufig zu platt, zu unoriginell und althergebracht ist, insofern möchte ich betonen, wie viel Hoffnung mir dieses Buch für die deutschsprachige SFF gemacht hat. (Was für ein Buch, das sich zweifelsohne dem Hopepunk zuordnen lässt, wohl weniger ironisch als intendiert ist :D) Auch wenn diverse gängige Tropes bedient werden, werden sie meist gekonnt konterkariert (das Wasteland als üppiger Wald z.B.) oder einfach nur sehr, sehr gut umgesetzt. Vor allem die lokalen Bezüge wie der Braunkohlebagger als Sitz der Mad-Max-Fury-Roads-Gangs fand ich großartig. Ich könnte auf sehr hohem Niveau herumkritteln, dass das nicht-binäre Pronomen an einigen Stellen nicht einheitlich flektiert wird, aber die Tatsache, dass es in dem Roman ein Standard-Nicht-Binäres Pronomen gibt, tröstet mich darüber bereits hinweg. ;) Der Plot ist dicht und mir fallen auf Anhieb keine Stellen ein, die ich als Längen bezeichnet hätte. Auch sprachlich fand ich Wasteland herrlich ungezwungen. Das oft so künstlich Gestelzte der deutschen Schriftsprache fehlt komplett, es wird sich großzügig bei anderen Sprachen bedient und auch grammatikalische Konstruktionen aus dem Englischen dürfen einfach unbehelligt da stehen, ohne dass irgendwer mit dem Duden um sich schlägt. Diese organische und ungezwungene Sprache ist ein Hauptargument, warum Wasteland für mich so gut funktioniert. Wasteland kombiniert interessante Charaktere mit einem im großen und ganzen bekannten, aber gut umgesetzten Worldbuilding und die Eigenheiten der Charaktere machen das Ganze amüsant und spannend zu lesen. Aber gerade sprachlich will ich das Buch jedem anderen deutschen Verlag auf den Tisch werfen und sagen: Mehr davon bitte.

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