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goldmarie

Posted on 29.12.2019

Ich hätte das Buch wirklich gerne gemocht. Die sich durchaus spannend und ungewöhnlich anhörende Story, der reizvolle Titel, das schöne Cover und eine Autorin, die „Sprachkunst“ studiert hat! Es hätte so schön sein können. Anfangs konnte ich der Geschichte auch noch recht gut folgen. Die Suche Ruths nach „Groß-Einland“, dem Heimatort ihrer tödlich verunglückten Eltern, der sich auf keiner Karrte finden lässt und scheinbar gar nicht existiert, war sehr spannend. Auch die merkwürdige Vergangenheit der Eltern machte mich neugierig. Die erwartete Sogwirkung des Romans blieb jedoch aus. Zu konstruiert entwickelte sich die Geschichte, zu gewollt und aufgesetzt war mir die Sprache. Insgesamt waren mir sowohl die Geschichte als auch die Figuren durch die sperrige Sprache schwer zugänglich. Der weitere Verlauf der Handlung blieb mir so fremd wie mir Ruth unsympathisch war. Mich hat ihre völlige Emotionslosigkeit angesichts des Unfalltodes beider Eltern irritiert und abgestoßen. Ich fand sie unerträglich bieder, erlebte sie als nahezu eigenschaftslos und als Charakter zu beliebig. Ihre Medikamentenabhängigkeit wird zwar erwähnt, reicht mir aber nicht als Erklärung für ihr Phlegma und das Fehlen echter Empathie. Dazu der aufgesetzt wirkende, umständliche und irgendwie altbackene Schreibstil, der mir so gar keine Spannung hat vermitteln können. Die langen und gestelzten Schachtelsätze schaffen mir zu viel Distanz zur Handlung und den Figuren, welche im Verlauf immer verworrener werden. Um ehrlich zu sein: das Buch hat mich schon nach 40 oder 50 Seiten sehr gelangweilt, weil es so konstruiert und ohne jegliche Spontaneität daherkommt, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Mir schien es, als habe die Autorin ganz viel in ihrem Roman unterbringen wollen: Ein bisschen Phantastik, ein bisschen Parabel, ein bisschen Vergangenheitsbewältigung und Gesellschaftskritik. Mich hat das Buch sehr enttäuscht.

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