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momentbitte

Posted on 27.12.2019

Dieses Buch verfolgt ein vermeintlich hehres Ziel, das es aber lange nicht einzulösen vermag. Es stellt "Gedankenexperiment" wie aus dem schlechten Philosophieunterricht an: Ein schwules Ehe- und Elternpaar findet sich in einer nahen Zukunft zunehmender Ausgrenzung ausgesetzt. Die Brandmarkung und Gettoisierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen in der Zeit des Nationalsozialismus will Autor Christophe Léon in eine dystopische Zukunft eines vom Rassemblememt National oder ähnlicher Gesinnung regierten Frankreichs projizieren. Er setzt dabei auf eindeutige Anspielungen wie etwa rosa Rauten, die Homosexuelle sichtbar tragen müssen. Die Dystopie erscheint dabei nicht in allzu ferner Zukunft, weil der Autor sämtliche Implikationen wie etwa die technologische Dimension eines zukünftigen Faschismus gänzlich außer Acht lässt. Dass ein Faschismus um 21. wohl nicht aussehen wird wie im 20. Jahrhundert, ist einer der gröberen Denkfehler dieses Romans. Vereinfachungen wie diese zeugen von der Banalisierung dieses Themas. Doch das weitaus größte Problem des "Erzählexperimemts" liegt in seiner ungewollt unzuverlässigen Erzählerin. So versucht der Autor, die Geschichte der Tochter der beiden Protagonisten in den Mund zu legen. Doch weder im Tonfall, noch im Wissenshorizont entspricht die Narration dem Kind. Ein Roman, der definitiv zu viel auf einmal problematisieren will und damit banalisiert. Dabei gelingt es dem Buch noch nicht einmal, als "Problembuch" im Deutschunterricht herzuhalten, weil seine Erzählerin viel zu weltgewandt und belehrend wirkt.

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