drwarthrop
Eine als Novelle getarnte Satire, in dem eine Schar von Kakerlaken das britische Parlament übernimmt - herrlich frech, überbordend gezeichnet und einfach spaßig. Die Polemik ist (wie bereits eigentlich von Anfang an klar) recht einseitig und bietet daher kaum wirklich tiefe Einblicke in die aktuelle Brexit Praxis, lässt dafür jedoch einen umso bitteren Nachgeschmack herrschenden gesellschaftlichen Fanatismus im kognitiven Bewusstsein zurück. Zudem vermag McEwan durch poetische Diktion und lyrischer Prägung seiner kurzen Geschichte organischen Realismus zu verleihen und zudem die aktuelle Fragilität bestehender Konventionen zum Wanken zu bringen. Einmalig brilliant versetzt sich der Autor, wie bereits in anderen Werken (siehe „Nussschale“) in die Sicht eines von außen für menschliches Verständnis verborgene Entität zu schlüpfen, wodurch ein facettenreicheres, nicht durch menschliche Emotionen ruiniertes Bild präsentiert wird. Die Frage nach dem Sinn dieser Aktion und dem Vorteil für die „Invasoren“ klärt sich erst sehr spät, bestätigt jedoch eine bereits vorher etablierte Nihilismus-Schiene, die zwar kaum eine Augenbraue vor spontaner Erkenntnis heben dürfte, dafür umso mehr die Mundwinkel unmerklich nach oben zieht. Eine kleine, aber feine Novelle, die durch ihre humoristischen und etwas einseitigen Aspekten durchaus zu überzeugen weiß. Politisch stark anprangernd wird hier ein euphemistischer Versuch gestartet aktuelle Radikalisierung satirisch zu verarbeiten, was meiner Meinung nach durchaus gut gelungen ist und daher absolut zu empfehlen.