Sofie Lichtenstein
Kinderwhore war noch einmal ein regelrechtes literarisches Highlight zum Abschluss des Jahres. In dem Buch geht es um Charlotte, die von ihrer Mutter vernachlässigt und von einem ihrer wechselnden Liebschaften etliche Male sexuell missbraucht wird. Von den Ereignissen schwer traumatisiert ringt das junge Mädchen um eine Sprache, ohne sie zu finden, und erlebt seinen Körper als verdinglichte Masse. Während Einrichtigungen wie Psychiatrien und Jugendämtern nicht mehr vermögen, als die Persönlichkeit Charlottes in Diagnosen und Epikrisen zu verklausulieren, sieht sie als einzigen Ausweg die Vernichtung desjenigen Körpers, der ihrem Gefühl nach nicht ihr gehört. Maria Kjos Fonn hat einen so poetischen wie bedrückenden Roman geschrieben, der nicht nur gut recherchiert ist, sondern auch stark an authentische Berichte über sexuellen Missbrauch und seinen Auswirkungen erinnert. Habe nicht oft Bücher gelesen, die aufzeigen, wie fatal es ist, keine Sprache für das Unausprechliche zu haben - inbesondere dann, wenn man ein Kind ist. Empfehle das Buch daher dringend.