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mrstrikehardt

Posted on 17.12.2019

Eine kurzweilige Einführung. Porträtiert werden bekannte und weniger bekannte Größen der tschechischen Literatur. Der Zugang ist jeweils ein unterschiedlicher. Mal wählt Martin Becker diesen über die Biographie des Autors (Bohumil Hrabal, Václav Havel), mal über Bande (wenn ein Straßenbahnfahrer als Reinkarnation von Ota Pavel erscheint) oder persönliche Treffen wie mit Lenka Reinerová, die letzte tschechische Autorin, die auf Deutsch schrieb. Gleichsam wie Franz Kafka, der in dem Buch interessanterweise kaum vorkommt, was bei genauer Betrachtung verständlich ist. Statt Bekanntes runterzuerzählen wird der "Kafka-Kult" und dessen Merchandising-Auswüchse in Prag beschrieben und letztendlich zum Positiven gewendet. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen geben der Lektüre ihren unterhaltsamen wie informativen Wert. Hinzukommt, dass Martin Becker sich nicht scheut, persönliche Erfahrungen zu teilen, die weder exhibitionistisch noch anbiedernd sind. Die Porträts werden lose von einer Rahmenhandlung zwecks Erkundung der "tschechischen Seele" zusammengehalten, die leider ziemlich blass und unnötig ist. Stattdessen hätte ich mir ein ausführlicheres Kapitel zur Gegenwartsliteratur des Landes gewünscht.

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