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gwyn

Posted on 11.12.2019

Römische Götter, griechische Götter – davon wird in der Schule im Geschichtsunterricht meist noch gesprochen. Aber kennt sich jemand bei den germanischen Göttern aus? Und genau das macht Odin traurig: »Das Allerschlimmste ist, wenn man dich vergisst, wenn niemand mehr an dich denkt, wenn keiner mehr an dich glaubt.« Mit diesem Buch will Odin das ändern. Wer verdammt ist dieser Odin? Der Big Boss, klar doch – er nennt sich auch Wodan! Das ist der Typ, der unsere Welt geschaffen hat: Pflanzen, Menschen, Tiere. Wie er das gemacht hat, das erzählt er gleich am Anfang. Am liebsten sitzt er auf seinem Hochsitz, der vor seinem H in Asgard steht. Sein Speer Gugnir trifft immer. Er erzählt, wie er sein linkes Auge verloren hat, und was es mit seinem Ring auf sich hat. Es wäre ja langweilig, wenn ein Gott allein die Welt regieren würde – es gibt eine ganze Mannschaft von Göttern und Göttinnen. Sie stellen sich in diesem Buch alle einzeln vor. Der listige Riesengott Loki, der seine Gestalt wandeln kann, der den Schatz der Zwerge geklaut hat, oder die Liebesgöttin Freia, deren Wagen von Waldkatzen gezogen wird, die erklärt, wie Bernstein entsteht – eine traurige Angelegenheit. Oder die wütende Riesin Skadi, die übrigens das Skifahren erfunden hat. Oder der dusslige Gott Thor – der mit dem Hammer – sein Wagen wird von Ziegenböcken gezogen, den Hammer hat ihm übrigens Loki geschenkt. Echt peinliche Geschichten hat er auf Lager, z.B. die, wie er seinen Hammer vom Räuberriesen Thrym zurückerobern musste, Asgard beinahe ins Unglück gestürzt hätte. Regin und dessen Ziehsohn Sigurd, Tyr, Idun, Frigg, Andvari, Brynhild, Thora und Ragnar, die Götter stellen sich vor, haben eine Menge spannende Geschichten parat. Außerdem bekommt man nützliche Tipps für die Haltung eines Lindwurms, wie man wildgewordene Exemplare zähmt – man weiß ja nie. Jeder dieser Götter stellt sich zunächst auf einem einseitigen Profilbild vor. Auf der nächsten Doppelseite erfahren wir Eckdaten, aufgemacht wie ein Freundschaftsbuch: Mein Lieblingsort, das kann ich gut / mag ich – oder auch nicht, darauf bin ich stolze, das ist mir peinlich, wusstest du schon … Nach dieser kurzen Einführung geht es los. Von der Aufmachung finde ich das Buch gelungen, die witzigen Zeichnungen unterstreichen den humorvoll gehaltenen Text. Der Sprachstil ist unterhaltend, jeder Protagonist erhält seinen eigenen Stil, für Jugendliche spannend zu lesen. Der Leser wird direkt angesprochen. Die Reihenfolge der Götter ist gut gewählt, was erst später ersichtlich wird: Die vorn stehenden Götter werden in den Erzählungen der hinten mit einbezogen. Fakten sind eingestreut, wir erfahren, was ein Thing ist, warum der Mittwoch Wednesday oder im Dänischen Onsdag heißt, woher der Donnerstag seinen Namen hat. Ein Gott – viele Götter, die Welt hat einiges zu bieten. Auch zur Entstehung der Welt gibt es viele Versionen. Andere Kulturen kennenlernen, und das auf so spaßige Art – das hat mir gefallen. Alle Vielgott-Gesellschaften haben immerhin eins gemeinsam: Diese Götter waren sind besser als die Menschen: machtgierig, eitel, eifersüchtig, zornig, manchmal dämlich oder weinerlich, freudig, traurig, sanft, schadenfreudig, charmant, listig, Schmeichler, Kämpfer, Helden, Verlierer. Und genau das macht ihre Geschichten so spannend. Ganz davon ab, dass in diesen Geschichten Trolle, Riesen, Zwerge, Feen und Drachen inbegriffen sind. Ein Buch, das nicht nur Spaß macht, sondern auch eine Menge Wissen vermittelt, Heldensagen, Göttergeschichten für Kids! Frank Schwieger, geboren 1968, schreibt Kinder- und Jugendbücher, die meist in ferner Vergangenheit, besonders in der Antike spielen. Er hat Latein und Geschichte studiert und unterrichtet diese Fächer als Studiendirektor an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein, wenn er nicht gerade beim Schreiben in ferne Vergangenheiten abtaucht.

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