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gwyn

Posted on 10.12.2019

»Wo sich der Europäer auch hinwendet, scheint der Tod die Eingeborenen zu verfolgen.« London, 1831: Der junge Naturforscher Charles Darwin darf sich auf die Reise seines Lebens begeben, an Bord des Expeditionsschiffes HMS Beagle. Eine Mischung aus Forschung und Abenteuer wartet auf ihn. Eine Reise auf verschiedene Kontinente, bei der er Tropen, Gebirge, Wüsten und eisige Regionen kennenlernt, bringen ihn zum Umdenken. Die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt bringt ihn zum Staunen und Forschen. Zu Beginn der Reise ist Darwin überzeugt von der Schöpfungsgeschichte. Die Tropen bringen ihn auf die Idee »des Kampfs ums Überleben«. Jeder Organismus kämpft auf seine Weise u überleben, sich fortzupflanzen, und es gewinnt nicht immer der Stärkere. Darwin entdeckt »Geheimwaffen«: Tarnung und Täuschung in Fauna und Flora. In Chile findet er die versteinerten Knochen eines riesigen, offensichtlich ausgestorbenen Tieres (ein vor 10.000 Jahren ausgestorbenes, bis zu sechs Meter großen Riesenfaultier). Diese Knochen ähneln der Arten, die es immer noch gibt – langsam wächst in ihm eine Idee. In den Anden findet Darwin Muschel-Versteinerungen – wie mögen diese hier oben in die Berge kommen? War die Erde einmal unter Wasser? Und er erlebt ein Erdbeben – ist sich nun sicher, die Erde ist viel älter, als in der Bibel beschrieben, die Geschichte von Adam und Eva gerät ins Schwanken. Fünf Jahre Forschungsreise: Naturbeobachtungen, Zeichnungen, Artefakte, Aufzeichnungen, Vergleiche, Darwin ist überzeugt, die Natur besäße eine eigene Logik. Er fand Meeresfossilien auf Berggipfeln, bemerkte Verwandtschaften zwischen Schildkröten, die weit vom Wasser getrennt leben, artverwandt sind – und zieht Schlüsse zur Verwandtschaften anderer Tiere – er sammelte die inzwischen so berühmten Darwin-Finken. Gleiche Vögel – andere Schnäbel: Der Vogel musste sich an seine Ernährungsmöglichkeiten anpassen, um nicht zu verhungern – Anpassung der Arten. Aus seinen Überlegungen entwickelte Darwin die Evolutionstheorie. Diese Graphik Novel entstand zum 160-Jahr-Jubiläum der »Entstehung der Arten«. Darwin reiste später noch einige Male. Aber auf dieser langen Reise entwickelte er seine für die Wissenschaft bahnbrechende Theorie der Entstehung der Arten. Nicht nur das, der junge Mann ist auch entsetzt, wie Weiße mit anderen Menschen in den Kolonien umspringen, besonders das Verhältnis seiner Kollegen an Bord zu Sklavenhaltern bringt Darwin in Schwierigkeiten, mit diesen umzugehen. Flora, Fauna, andere Kulturen. Mit auf der Beagle sind drei patagonischen Ureinwohner, die nun, zu gesitteten Menschen umerzogen, zurück in ihre Heimat geführt werden, ein eigener interessanter Erzählstrang. Darwin hatte ein Reisetagebuch geführt, an dem sich die Novel anlehnt. Die Kapitel beschreiben die einzelne Reiseetappen, die je am Anfang kurz anhand einer Karte beschrieben sind: Südamerika, Tahiti Australien, Afrika, zurück in Engand. Zeichnerisch ist der Comic schön anzuschauen – Darwins Begeisterung über die Pflanzenwelt und die Tiere ist spürbar in den Mimiken, fassbar in den Farben. Die Zeichnungen sind detailreich und facettenreich. Ich finde, der Band ist gelungen, um Jugendliche an Wissenschaft und an die Biografie eines großartigen Mannes heranzuführen. Soziale Themen stehen neben den wissenschaftlichen, ein Blick in das Gesellschaftsleben der grausigen Zeit der Kolonialmächte. Es geht nicht unbedingt um die Evolutionstheorie, sondern um die Faszination des Entdeckens, denn die Theorie entwickelte Darwin aus dieser Reise. Hoch rechne ich den Autoren an, dass sie auch am Ende Wallace erwähnen, der gern bei diesem Thema vergessen wird. Die Altersangabe ab 13 Jahren ist korrekt, da man eine gewisse Reife haben muss, um die sozialen Themen zu erfassen. Fabien Grolleau wurde 1972 in Cholet in Frankreich geboren und war Architekt, bevor er sich ganz seiner Passion, den Comics, widmete. Er ist Szenarist und Zeichner zahlreicher Werke und setzte mit Jérémie Royer bereits das Leben des Naturforschers Audubon in einer preisgekrönten Comic-Biografie um. Jérémie Royer wurde 1979 geboren und wuchs in Nizza auf. Dort studierte er zunächst Grafikdesign. Danach wechselte er an das Institut Saint-Luc in Brüssel, dessen Studiengang „Comic“ internationales Ansehen genießt.

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