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gwyn

Posted on 10.12.2019

Wo gibt man den Löffel ab? Wie sehen die Radisli von unten aus? Ist eine satt, wenn sie ins Gras beisst? Wohin kommt einer, der den Weg allen Fleisches geht? - Der Tod geht den Menschen schwer über die Lippen: Er ist tot. Am Anfang dieses Bildbands in Schweizer Mundart steht der Hund, der die Chatz (die Katze) sucht. Die hat ins Gras bisse … erklärt der Geier. Und schon rennt der Hund zum Fußballplatz. Dort geht es etwas wüst zu und der Schiedsrichter erklärt: D Chatz isch vor d Hüng! - D Chatz isch zur Sou, der Hund rennt von einer Information zur nächsten. Es gibt sehr viele Ausdrücke, den Tod zu umschiffen. Das Buch ist sehr amüsant und brachial. Die Bilder im Karikatur-Stil sind farbgewaltig und ausdrucksvoll – einfach klasse! Es ist eine wundervolle Satire zu gesellschaftlichen Themen – allerdings – ausgewiesen als Kinderbuch. Ich würde Eltern anraten, bereits vor dem Vorlesen eine Therapiestunde anzumelden. Wir sehen ein Auto mit Campinggepäck Richtung Meer fahren, zurück bleibt ein angebundener Hund. Unwetter am Ferienort, es schüttet aus Eimern, alles rettet sich auf den nächsten Baum. Gruselig wird es im Schweinestall, wo einer fetten Sau durch einen großen Trichter das Essen ins Maul geschüttet wird, Ferkel hinter Stangen die Zitzen suchen, im Hintergrund der Tierarzt die Spritze aufzieht. Und es wird immer kerniger. Gefängnis, Flüchtlinge, Großwildjäger auf Safari, (illegale) farbige Arbeiter auf der Gemüseplantage, die von einem »Kapitalisten« angetrieben werden, Metzger, ausgemergelte Minenarbeiter usw. Böse Gesellschaftskritik auf jeder Seite – ziemlich gut gemacht. Diese beißende Satire gefällt mir ziemlich gut. Allerdings würde ich das Buch nicht unter Kinder- und Jugendliteratur einordnen. Klassische Karikatur – ein Geschenk für einen Erwachsenen – einen politisch engagierten Menschen. Kinder sind mit den brachialen Grafiken völlig überfordert. Matto Kämpf ist 1970 in Thun geboren; lebt als Autor und Spaßvogel in Bern; ist Mitglied im Spoken-Word-Trio »Die Gebirgspoeten« und in der Quasi-Band »Trampeltier of Love«. Yves Noyau, ist in Neuchâtel geboren, lebt als freischaffender Zeichner in Zürich mit zahreichen Buchveröffentlichung (u.a. Edition Moderne), wöchentlichen Comicstrips im »Tages-Anzeiger«, Zeichner des Kinderfilmclubs »Die Zauberlaterne«, Illustrationen in Zeitschriften und Zeitungen (NZZ am Sonntag, Magazin der Universität Zürich).

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