auserlesenes
Die Bundesrepublik Europa (BEU) im Jahr 2052: Samson Freitag ist Lebensberater und ein überzeugter Befürworter der Optimalwohlökonomie, in der Menschen nicht mehr für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen und für jeden der ideale Platz gefunden werden soll. Es gibt Frieden, Wohlstand und Sicherheit in einer hochtechnisierten Gesellschaft. Allerdings muss dafür ein hoher Preis gezahlt werden: Überwachung rund um die Uhr, Abschottung vom Rest der Welt und eine Einschränkung der Freiheit des Einzelnen. Diese Schattenseiten werden Samson aber erst klar, als er von einem mustergültigen Bürger zum verachteten Mitglied der Gesellschaft degradiert wird. Kurz vor seiner Beförderung wird er beschuldigt, falsch beraten zu haben, und gerät damit in eine Abwärtsspirale. Das System tut alles, um auch ihn zu optimieren - ob er will oder nicht. „Die Optimierer“ ist der preisgekrönter Debütroman von Theresa Hannig. Meine Meinung: Der Roman besteht aus 52 Kapiteln. Der Einstieg in die Geschichte und die Einführung in diese Welt der Zukunft sind der Autorin geglückt. Stück für Stück lernt man anhand von Beispielen unterschiedliche Lebensbereiche kennen und kann sich das System, das die komplette Kontrolle hat, gut vorstellen. Je weiter man liest, desto mehr treten die zunehmende Autorisierung, die Überwachung durch den Staat und die Einschränkungen zutage. Es wird ein beängstigendes, aber nicht allzu unrealistisches Zukunftsszenario dargestellt. Es gelingt, anschaulich zu zeigen, wie brutal und gnadenlos gegen Leute vorgegangen wird, die sich nicht konform verhalten. Auch Kritik an unserer heutigen Gesellschaft und aktuellen Themen wird deutlich. Dadurch wird die Lektüre nicht nur kurzweilig und spannend, sondern stimmt auch nachdenklich. Der Hauptcharakter, Samson Freitag, wirkt - vor allem in den ersten Kapiteln - nicht besonders sympathisch. Mir fiel es gerade anfangs schwer, mir ihn bildlich vorzustellen. Im Verlauf der Geschichte wird aber klar, woran das liegt. Vor diesem Hintergrund ist die Figur authentisch dargestellt. Die Handlung war für mich insgesamt gut nachvollziehbar. Meine Befürchtung, dass es im Buch zu viele Parallelen zu anderen Dystopien beziehungsweise Utopien gibt, hat sich nicht bestätigt. Die Geschichte kann mit neuen, kreativen Ideen überzeugen. Auch der überraschende Schluss ist nach meiner Ansicht stimmig. Der Schreibstil ist sehr flüssig, sodass sich die Geschichte angenehm lesen ließ. Auch sprachlich habe ich nichts auszusetzen. Das Cover ist geheimnisvoll und passt gut zum Genre. Der Titel ist treffend gewählt. Mein Fazit: Der Autorin ist mit "Die Optimierer" ein unterhaltsames Zukunftsszenario gelungen, das Lust auf eine Fortsetzung macht.