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Marc Lippuner

Posted on 24.11.2019

The Beautiful Ones ist die unvollendete Autobiografie von Prince. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlich schön gestalteter, hochwertiger Bild-Text-Band, gebunden in – wie soll es anders sein – dunkelviolettes Leinen. Das mit goldenem Lese- und Kapitalbändchen sowie geprägtem, gülden schimmerndem Schutzumschlag ausgestattete Buch wurde weltweit am selben Tag, dem 29. Oktober 2019, veröffentlicht, in der deutschen Übersetzung beim Heyne Verlag. Als Prince am 21. April 2016 starb, steckte er mitten in der Vorbereitung zu seinem Memoir, das er gemeinsam mit dem 29 Jahre jüngeren Journalisten Dan Piepenbring schreiben wollte. „Das Buch soll ein Handbuch für eine großartige Community werden, verpackt als Autobiografie, verpackt als Biografie. Es soll lehren, dass das, was du erschaffst, deins ist. So nach dem Motto: Selbst wenn wir nichts mehr haben, haben wir immer noch das.“ Das Empowerment-Buch, mit dem der schwarze Sänger nicht weniger als das Problem des Rassismus aus der Welt schaffen wollte, ist nun Fragment geblieben. Piepenbring hat die handschriftlichen Entwürfe des Ausnahmekünstlers und eigene Gesprächsnotizen sortiert und um zahlreiche private Fotos und Dokumente ergänzt, die Prince sorgfältig verwahrt hat. Portraits der Eltern, Zeugnisse, nahezu intime Schnappschüsse, Kontaktabzüge, Rechnungen, Songtext-Entwürfe, ein Storyboard und Interviewschnipsel, die den Zeitraum von Prince‘ Geburt 1958 bis Mitte der 1980er Jahre abdecken, als er mit dem Musikfilm Purple Rain und dem gleichnamigen Album seinen vielleicht größten Erfolg feierte, erzählen vom Aufstieg eines farbigen, jungen Mannes, der unermüdlich sein Ziel verfolgte, Musik zu machen und sich selbst zu verwirklichen. The Beautiful Ones sollte eigentlich mit Prince‘ Auftritt beim SuperBowl 2007 enden, die zweite Lebenshälfte streift das Buch allenfalls und nur unzureichend in der etwas zu lang geratenen Einführung, die vor allem Piepenbrings dreimonatigen Kontakt zu Prince und die geplante Arbeit am Buch thematisiert. Wünschenswert wäre ein Abriss des weiteren Lebenswegs des Musikers gewesen, so darf man auf eine Fortsetzung hoffen.

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