Cathy | Mlle Facettenreich
Nun mag man denken „Orrr, nicht schon wieder Zombies“. Aber dieses Buch ist wirklich mal was anderes. Natürlich kommen Zombies vor und natürlich beschäftigt sich das Buch auch mit dem essentiellen Thema: Überleben. Aber Magret schreibt eben nicht nur über das Große und Ganze, sondern über das Individuum. Und das in Form der Protagonistin Bea. Die hat nämlich nicht nur mit den Zombies zu kämpfen (und das oft mehr schlecht als recht), sondern eben auch mit dem Mangel an Essen und Wasser, mit den Gefahren, die von Zombies aber auch Menschen ausgehen, wer ist vertrauenswürdig, wer nicht und letztlich sogar mit etwas Profanem, wie der Periode. Äußerst genial! Und das ist eben der Unterschied. Magret Kindermann hat sich gefragt, was wären Probleme, die man hätte und diese gekonnt eingeflochten. Hat sich auf den Kampf der Protagonistin mit sich selbst fokussiert, statt nur den Kampf gegen Zombies und andere zu fokussieren. Zombiekämpfe kommen natürlich nicht zu kurz und Magret hat diese mit schauerlichen Details gespickt, aber es ist doch sehr erfrischend mal etwas mehr Tiefe in einem Zombieroman zu finden. Dazu das Thema Liebe, vor dem ich vorab etwas Sorge hatte, weil das nicht so meins ist. Also Liebe an sich schon, aber eben nicht diese kitschige glattgebügelte Liebe, die trieft und von vorne bis hinten perfekt ist. Doch auch das hat Magret wunderbar gemeistert für meinen Geschmack. Kein Kitsch, keine unnötige Romantik oder Sexszenen, bei denen man sich schüttelt. Sie hat sich anderen Fragen gewidmet. Kann und darf man sich während einer Zombieapokalypse verlieben? Sollte man das? Ist das klug? Oder ist allein sein besser? Gibt es sich verlieben überhaupt noch, wenn nur noch so wenige Menschen da sind oder ist es eher zweckdienlich? Dieses Buch hat, wenn man die Thematik Zombies betrachtet, unerwartet viel Tiefe. Wenn man Magret Kindermann aber kennt, dann konnte man vermuten, dass das Buch Tiefe haben wird und wird meines Erachtens auch nicht enttäuscht. Ich konnte mich wunderbar mit Bea identifizieren (und das trotz des Altersunterschieds), ich konnte all ihre Gefühlslagen total nachvollziehen und würde mich während einer Apokalypse vermutlich ähnlich fühlen (wenn ich denn überhaupt so lange überleben würde …). Der Love Interest Simon ist in meinen Augen ein bisschen zu sehr „to good to be true“, auch wenn er sich in manch einer Situation nicht von seiner besten Seite zeigt. Ein Schnösel irgendwie, der eben – genau wie Bea – bei all dem Chaos auch mit sich selbst zu kämpfen hat. Mein Typ ist er nicht, aber – und das ist eben auch eine Stärke des Buches – ich konnte Beas Gefühle trotzdem nachvollziehen. Grundsätzlich sind die Charaktere allesamt wunderbar ausgestaltet. Viele tolle Figuren zum Verlieben und sich Sorgen drum machen, manch eine auch zum Hassen. Alle wunderbar verworren, wie Menschen es nunmal eben sind. Von mir also eine absolute Leseempfehlung auch wenn man mit dem Genre New Adult oder Romance sonst nichts am Hut hat. Wer Tiefe und unkitschige Gefühle mag und auch auf Endzeit steht, der wird hier nichts falsch machen. Für mich ein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr.