Gabriele Feile
Erich Fromms bekanntestes Werk stammt aus dem Jahr 1956 - und liest sich so modern, als wäre es heute geschrieben worden. Einzig die Klimakatastrophe hat er nicht thematisiert, aber beim Lesen spürt man sehr schnell, dass er die Zusammenhänge unseres menschlichen Daseins komplett durchschaut, sie verständlich und kurz zusammenfassen kann und die Konsequenzen daraus vorhergesehen hat. Der Titel kann auf Manchen irreführend wirken. Ja, es geht um die Liebe. Aber nicht um die Liebe, die Hollywood erfunden hat, also die romantische Liebe zwischen zwei Menschen. Fromm schreibt von der Liebe als Grundgefühl der Menschen und teilt sie zum besseren Verständnis auf in Nächstenliebe, Mütterliche Liebe, Erotische Liebe, Selbstliebe und Liebe zu Gott. Er beschreibt den Verfall der Liebe in der westlichen Gesellschaft und zeigt auf, wie wir die Praxis der Liebe erlernen, üben und praktizieren können. Und dabei schließt er immer wieder die Lücke zum Kapitalismus und dessen Treiber, dem Konsum. Ganz am Ende des Buches beschreibt er sehr weise, warum Liebe und Kapitalismus sich nicht ausschließen müssen, und warum es dennoch so ist. Damals wie heute. Das Buch hat mich zutiefst gefesselt, berührt und ermutigt. Es sollte Schullektüre sein. Und Voraussetzung für jegliche Übernahme von Führungsaufgaben - ob privat oder beruflich. Lesen und Lieben!