Oneofthefoxes
Ich bin eher durch Zufall über dieses Buch gestolpert, das Cover hat mich irgendwie angesprochen und daraufhin habe ich mir die Leseprobe angeschaut. Da das Ebook so günstig ist, wollte ich mir sicher sein, auch wirklich ein Buch zu haben das mir gefallen würde - bei günstigen Ebooks, ist es so leicht einfach unkontrolliert zu zuschlagen. Und jetzt bin ich soo froh das ich nicht gezögert habe. "Glück dich!" hat mir persönlich total gut gefallen. Der Roman hält die perfekte Balance zwischen einer unterhaltsamen Handlung und auch Tiefgang. Über verschiedene Perspektiven lernt man nicht nur Nora und ihren Bruder Felix kennen, sondern auch ihren Chef Daniel, ihren Kollegen Ben und zwischendrin auch hi und da einen der Männer mit denen sie über die Datingapp Kontakt hatte. Tatsächlich ist der Roman an sich jetzt nicht soo eine komplette neue Erfindung des Universums. Aber die Autorin hat einfach auch einen tollen Schreibstil und ich finde, das es ihr sehr gut gelingt Noras Leben nicht nur auf die Suche nach einem passenden Partner zu reduzieren. Noras Leben ist insgesamt gerade unbefriedigend für sie und das schlägt sich auch auf ihr Privatleben nieder. Außerdem hat es mir gefallen wie die Autorin mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz umgeht. Ich fand es total nachvollziehbar, wie Nora darauf zunächst reagiert, obwohl es mich unglaublich wütend gemacht hat - und sie selbst übrigens auch. Es hat mich (und Nora im Roman) wütend gemacht, wie die Männer um sie herum darauf reagieren - bis auf ihren Bruder, der als einziger sagt, das so ein Verhalten absolut nicht in Ordnung ist und es auf keinen Fall ihre Schuld ist. Das ist zwar nur ein Teilaspekt des Romans, der aber auch dazu führt, das sie ihr Leben hinterfragt z.B auch ob sie noch in dieser Firma arbeiten möchte. Witzig fand ich Noras Erlebnisse mit der Datingapp. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Jap, jedes zweite Bild ist erstmal eines von einem nackten Penis. Und ich weiß, ich bin nicht die Einzige mit so einer Erfahrung. Auch Ben, Noras Arbeitskollege ist eine wichtige Figur des Romans. Im Gegensatz zu Nora hat er sich am Ende jedoch nicht weiter entwickelt. Er steht im Grunde am gleichen Punkt wie zu Beginn. Sicher ein Grund dafür, weshalb er auch seine Chancen, die er hätte nicht wahrnimmt. Den Blickwinkel von Felix, ihrem Bruder hätte ich dabei auch nicht gebraucht, ich finde er bringt die Handlung jetzt nicht wirklich voran. Ich hätte mir da etwas mehr von Ben oder auch anderen Figuren gewünscht. So ist Sophie, eine Französin auf die Nora zufällig trifft eine Person die mich da stärker interessiert hätte. Es geht in "Glück dich!" vor allem um verpasste oder genutzte Chancen, den positiven Umgang mit sich selbst - überhaupt mit einem positiveren Selbstbildnis. Es geht um das Bild, welches von Frauen in der Arbeitswelt nach wie vor existiert. Das heißt nicht das es sich nicht bessert, aber es zeigt sich grade im Roman, das die Männergeneration, die nach wie vor er Meinung ist, das Frauen sich halt eben nicht so haben sollen - ist ja alles nur ein Spaß Hahaha- das diese Männer nach wie vor in den Firmen sitzen (und anderswo) und das sie eben trotzdem noch da sind. Und das es genau deshalb so wichtig ist, sich zu wehren. Auch wenn es anstrengend ist, sich zu wehren statt lieber nichts zu sagen. Es gibt aber auch mal Sex und das von Sexfantasien per Chat oder zur Selbstbefriedigung. Hätte ich zugegebenermaßen jetzt nicht ganz so gebraucht, wirkte aber auch nicht unpassend in dem Sinne. Auf jeden Fall um einiges realistischer, als vieles was grad im New Adult Bereicht so herumgeistert. Vor allem macht sich Nora keine extrem romantischen Illusionen und analysiert z.B. die gerade zu Ende gegangene Affäre mit Tim zu Beginn des Romans, realistisch und nicht in einem Rosawolkentraum. Pfundmeier kommt zum Schluss das man eben vor allem selbst für sein Glück verantwortlich ist. Die Entscheidungen die wir treffen sorgen dafür, das wir Handeln können. Wenn uns etwas unglücklich macht, dann müssen wir es prüfen und überlegen, ob wir z.B einen Menschen in unserem Leben brauchen, der uns nicht gut tut. Egal ob wir damit dann erstmal Herzschmerz haben oder nicht. Der Meinung bin ich auch - auch wenn ich noch weiter gehen würde und finde, das es auch mit einschließt, sich Hilfe zu holen, wenn man es allein nicht mehr schafft. Mich hat dieser Roman jedenfalls am Ende einfach glücklich gemacht. Realistische Menschen mit realistischen Problemen und sogar realistischen Lösungen, diese Probleme anzugehen. Das hat mich komischerweise einfach richtig gepackt. Das ist auch dem echt tollen Schreibstil der Autorin zu verdanken, ich hab irgendwann einfach nur noch gelesen bis das Buch auf einmal zu Ende war.
