Volker Oppmann
Musste mich beim Vorlesen sehr zusammenreißen, um keine kommentierte Ausgabe daraus zu machen, da ich eine massive Allergie gegen jegliche Form von »erzieherischer Literatur« habe. Ich konnte schon den Struwwlepeter nie leiden. Die Geschichte selbst ist völlig platt und hinrissig und wenn einem außer Mobbing (kollektives Auslachen) und Manipulation keine anderen Erziehungsmethoden einfallen, können auch die schönsten Illustrationen nicht helfen. Das Ganze noch gewürzt mit ein wenig Verächtlichmachung der faulen Aristokratie (dummer, fauler König, der alleine nichts auf die Kette kriegt) und einer Königstochter, die natürlich gerettet werden muss und am Ende lieber mit den anderen Kindern im Kinderheim wohnen möchte, weil es da viel schöner und spannender ist als zuhause. Ach ja: Dreckig machen darf man sich dann aber doch, allerdings nur, wenn es auch einem guten Zweck dient: Also wenn Vati z.B. Buchdrucker ist oder im Bergwerk arbeitet, um Kohle für unser aller Elektrizität zu fördern (solange er sich anschließend ordentlich wäscht und kämmt) ... Also reiner Propagandaschinken ohne inhaltlichen Anspruch. Den zweiten Punkt gibt es nur als Gnadenpunkt für die Illustrationen und Gestaltung. Die Geschichte selbst ist allenfalls aus historischer Sicht »lehrreich« und interessant.