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SternchenBlau

Posted on 10.10.2019

„Die Regeln des Sommers“ ist eines jener Bilderbücher, die mich verunsichern, ob man als Mensch im Allgemeinen und ich im Speziellen überhaupt etwas vollumfänglich verstehen kann. Es besticht zunächst einmal durch die wunderschönen Bilder. Und diese waren der Grund, warum es mein Sohn in die Hand genommen hat und unbedingt lesen wollte. Die Seiten sind bevölkert von Robotern, freundlichen Monstern und Raben, die Straßenzüge zeigen futuristische Aspekte. Einige dieser Bildelemente wiederholen sich im Buch immer wieder und selbst dieses Wiedererkennen löst Wehmut aus. Beim Text rührte mich die Poesie der einfachen, reduzierten Sätze sofort an. Doch verstehe ich, was mir die Geschichte sagen will? Manche Regeln, die jener Ich-Erzähler in diesem Sommer gelernt hat, sind wahrlich speziell: „Nie eine rote Socke auf der Wäscheleine hängen lassen.“ Manche mussten wir uns über die Bilder und die gesamte Geschichte erklären, wie: „Nie eine Prügelei verlieren.“ Und ich muss gestehen, ganz verstanden habe ich noch nicht, warum dieser Satz in diesem Fall nicht mit meinem pazifistischen Weltbild kollidiert. Einige Regeln sollte man nie vergessen: „Nie den letzten Sommertag verpassen.“ Obwohl das unmöglich ist, weil wir immer erst im Nachhinein wissen werden, welches der letzte Sommertag war. Aber solche Überlegungen hatten wir bei der Lektüre. Und wir machten uns in den Bildern auf die Suche nach den Gründen für diese Regeln. „Die Regeln des Sommers“ handelt von der Schönheit des Sommer und der Kindheit, von Unbeschwertheit und Verbundenheit, aber auch von Traurigkeit und Ängste, von Streit und dem Verlust einer Freundschaft. Aber vielleicht sind die beiden Jungen auch Brüder, wie mein Sohn meinte. Es geht um Rettung und nach Hause kommen. Mein Sohn wird in wenigen Monaten 8. Das Buch fordert ihn wie auch mich, aber im positiven Sinne. Für jüngere Kinder könnte der Zugang allerdings etwas schwerer werden, erst recht, weil die Seiten über Streit und Verlust sehr düster sind und es dazu keinen erklärenden Text gibt. Bei uns hat „Die Regeln des Sommers“ lange Gespräche ausgelöst, und daher möchte ich es Euch dringend ans Herz legen, wenn Ihr es liebt (mit Euren Kindern) zu philosophieren: 5 von 5 Sternen.

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