Mario Keipert
Dror Mishani gelingt eine bestürzende Schilderung der Suche nach Halt und Vertrauen in einer fremden, alles andere als vertrauenerweckenden Welt. Das Gefühl der Haltlosigkeit, der Heimatlosigkeit, das im Laufe des Romans zunimmt, erinnert an die beklemmenden Szenen aus David Lynchs "Mulholland Drive". Und wie dort überträgt sich die Irritation, die Orientierungslosigkeit irgendwann auf den Leser. Mit der Folge, dass sich die im Laufe des Buches unerträglich werdende Spannung nur ertragen lässt, indem man weiter liest, Seite für Seite für Seite. Das Verlangen nach Auflösung, nach Erleichterung war selten größer. Doch lässt es sich stillen? Noch dazu, wenn man sich – wie seine Figuren – in der Hand eines Autors befindet, der sehr genau weiß, wie er mit sparsamsten Mitteln größten Aufruhr anrichten kann? Dror Mishani überrascht nicht nur. Mishani zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Irgendwann, in der Mitte der ersten schlaflosen Nacht, am Ende des ersten Teils, fühlte es sich an, als versetze mir der Erzähler einen Schlag auf den Hinterkopf, zöge mich in die Luft und drohte mich fallen zu lassen – wenn ich nicht weiterlesen würde. Mein Herz raste. An Schlaf war nicht mehr zu denken.