Profilbild von Variemaa

Variemaa

Posted on 5.10.2019

Beinahe Herbst erzählt die Geschichte der Familie Stern in Oslo, 1942. Die sich anbahnende Romanze der aufmüpfigen Ilse, die in greifbare Nähre gerückte Selbstständigkeit von Sonja. Aber daneben schließt sich der Kreis um die historischen Geschehnisse. Der Vater putzt jeden Tag, ehe die Töchter in den Laden kommen, die Schmierereien von den Schaufenstern, die Finanzen sind miserabel geworden. Der Nachbarsjunge darf nicht mit der kleinsten Tochter reden, das Radio hat die Familie abgeben müssen. Viele Kleinigkeiten summieren sich und werden zu einer Belastung, die die Sorglosigkeit der Töchter in eine grausame Naivität verwandelt. Auch die Eltern hoffen und warten, können nicht glauben, was da geschieht, warten schließlich zu lange. Eines Tages wird der Vater abgeholt, die Mutter fällt in eine Lethargie, die auf das schreckliche Ende mit hinarbeitet. Schließlich klopft es frühmorgens und drei Polizisten stehen vor der Tür, um auch den Rest der Familie zu holen. Der Roman führt bis in die tiefsten Abgründe des dritten Reiches, jene verhängnisvolle Kammern. Es führt in die Einsamkeit und Angst, in die Fassungslosigkeit. Aber auch in die Hoffnung und auf ungeahnte Wege. Es ist ein fürchterlich ehrliches Buch, das keine schöne Geschichte erzählen kann. Aber eine sehr gute.

zurück nach oben