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Aurelia

Posted on 4.10.2019

In der Einkaufshalle Champs-Élysées geschieht ein ziemlich brutaler Raubüberfall eines Juweliergeschäftes. Unglücklicherweise gerät Anne Forestier den Tätern genau in die Schusslinie und wird schwer verletzt und traumatisiert zurückgelassen. Kurz darauf muss sich Kommissar Camille Verhoeven auf den Überwachungsvideos das Geschehen anschauen und stellt mit Schrecken fest, dass die Frau auf dem Video seine Lebenspartnerin ist. Er tut alles um sie vor den Tätern zu schützen, die die einzige lebende Zeugin, die ihr wahren Gesichter gesehen hat, aus dem Weg räumen wollen. Dabei greifen sie zu drastischen Mitteln... Die Geschichte wird chonologisch innerhalb von drei Tagen erzählt. Dabei werden die einzelnen Ereignisse zeitlich markiert, um dem Verlauf genau folgen zu können. Auffällig ist Lemaitres einzigartiger Schreibstil, den ich bereits aus einem anderen seiner Werke kenne und liebe. Etwas wie einen Überfall beschreibt er in einer anmutenden, literarisch anspruchsvollen Art und Weise, wobei er genau auf seine Worte achtet und besondere Metaphern und Beschreibungen nutzt, die mir sehr gut gefallen haben, wenngleich sie ungewöhnlich sind. In seinen Worten stecken so viele philosophische Aspekte, dass es ein Vergnügen ist sich gedanklich weiter mit ihnen zu beschäftigen. Leider bleibt aufgrund der außergewöhnlichen Schreibstils die Spannung auf der Strecke, die erst gegen Ende zunimmt. Die Protagonisten bleiben distanziert und es ist schwierig eine Beziehung zu ihnen aufzubauen oder überhaupt einen direkten Bezug zu de Geschehnissen. Aufgrund der Sprache schien es mir manchmal verwirrend und schwer nachvollziehbar zu verstehen warum jemand gerade das denkt oder tut, da hinter jedem ein tieferer Sinn gesucht wird, der die rasche Entwicklung der Geschichte behindert. Ein sprachlich besonders ausgereifter Thriller mit distanzierten, ungewöhnlichen Protagonisten, einer Geschichte, welche die Sinnhaftigkeit und Tiefe des Schicksals zu erklären versucht, dadurch allerdings an Spannung verliert.

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