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SternchenBlau

Posted on 28.9.2019

Wir alle müssen schlafen. Also alle Menschen, aber auch Fliegen und Schnecken. Unter anderem an Schnecken hat Albrecht Vorster geforscht. Wir wissen nämlich alle noch viel zu wenig über den Schlaf. Als Menschheit, aber auch als einzelne*r. Albrecht Vorster ändert das nun für uns Leser*innen mit seinem wundervollen Buch „Warum wir schlafen“. Das macht er so humorvoll und mit geballtem Wissen, dass es eine wahre Freude ist. Beim Lesen hätte ich ab und an gerne die Pause-Taste in meinem Gehirn gedrückt, damit ich mir die vielen tollen Zusammenhänge noch viel besser merken kann. (Ich habe es hier wirklich bedauert, dass ich kein photografisches Gedächtnis besitze.) Vorster beschreibt die Fakten und Zusammenhänge sehr dicht, ist aber immer auf den Punkt und vor allem immer verständlich. Zwischendrin geben die Grafiken von Nadine Roßa humorvolle Einsichten. Verständlich und lehrreich für den eigenen Schlaf Vorster liefert grandiose Einsichten in das menschliche Schlafverhalten, ganz krass fand ich: „Patienten, die sich vornehmen, nicht zu schlafen, sondern wach zu bleiben, schlafen schneller ein!“ Oder, was das der Schlaf mit dem Immunsystem zu tun hat: Im Schlaf zeigen sich nämlich die Fresszellen und T-Zellen die Trophäen, die untertags von Viren und Bakterien gesammelt wurden – um sie dann abzuspeichern und reaktivieren zu können. Und im Schlaf werden überzählige Proteine aus meinem Gehirn geschwemmt. Der Autor ist auch als „Science Slamer“ unterwegs und hat es bei der witzigen, verständlichen Erklärung von hochkomplexen Zusammenhängen wirklich zur Meisterschaft gebracht. Die Zitate, mit denen Vorster in seine Kapitel einsteigt (Bibel, Song-Texte, Literatur) sind absolut treffend gewählt und machen neugierig. Vorster beschreibt zudem diverse Schlafstörungen und -krankheiten. Ich hätte nie gedacht, dass Narkolepsie in Deutschland rund 40.000 Menschen betrifft. Ganz spannend fand ich auch, dass dies in Japan nochmal häufiger ist – und das Land vielleicht auch deswegen eine ganz andere Nickerchen-Kultur hat. Ich bin ja keine Narkolepsie-Patientin, trotzdem habe ich auch in diesen Kapiteln viel über das Schlafverhalten allgemein gelernt und sogar über mein eigenes dazu. Das macht dieses Buch so großartig und es gab mir viele Anregungen, was ich an meinem Schlafverhalten noch verbessern kann. Es gibt zwei, drei offene Geschichten in dem Buch, die Vorster anreist, aber dann nicht zu Ende erzählt, beispielsweise, was später mit Kenneth Parks geschah, der während des Schlafwandels eine Straftat begangen hat. Und beim Co-Sleeping fehlt mir der Hinweis, dass Kinder, die im eigenen Zimmer schlafen, ein nochmal höheres SIDS-Risiko haben. Das könnte sonst missverständlich sein, wenn man das nicht weiß. Aber das waren für mich Kleinigkeiten. Denn ansonsten bin ich total begeistert: Wie Vorster Mythen betrachtet und mit Studien widerlegt oder untermauert. Oder wie er für eine Zensurenvergabe erst nach 10 Uhr votiert, damit Eulen in der Schule nicht benachteiligt werden. Fazit Ich werde dieses Buch ganz sicher immer wieder zur Hand nehmen und nachlesen. Ich empfehle „Warum wir schlafen“ allen Menschen, die (prächtig oder grottig, früh oder spät, lang oder kurz) schlafen – also ALLEN. Insbesondere denen, die verständliche Sachbücher lieben. Begeisterte 5 von 5 Sternen. Und mit den Worten von Albrecht Vorster: „Schlafen wir uns also gesund und erfolgreich!“

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