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Ladybug

Posted on 25.9.2019

Horror-Roman vom Feinsten! Das Finch-House in Kill Creek ist als Geisterhaus bekannt. Es hat eine düstere Aura und niemand will es mehr haben. Der Mann, der es erbaut hat, wurde aufgrund seiner Liebe zu einer ehemaligen Sklavin ermordet und musste zuvor zusehen, wie sie geschändet und getötet wurde. Die beiden Finch-Schwestern, die das Haus kauften und erhileten, lebten komplett zurückgezogen. Und dann ist da noch diese seltsame Mauer mitten im Haus. Für Wainwright ist all dies die optimale Kulisse, um vier der besten Schriftsteller des Horrorgenres an Halloween genau hier zusammenzubringen und zu interviewen. Doch er hat nicht mit den Mächten des Hauses gerechnet … Das Buch fängt sehr gemächlich, aber nicht uninteressant an. Der Leser lernt die einzelnen Figuren kennen, erfährt ein wenig von ihren kleinen Geheimnissen und Schwächen und überlegt insgeheim, welcher bekannte Autor da wohl gemeint sein könnte. Dieser Trick ist Scott Thomas echt prima gelungen. Der Leser muss nämlich durchhalten. Es kommt der Punkt, an dem man sich fragt, wo hier die Parallelen zu „The Shining“ sein sollen und wieso Autor und Buch so hoch gelobt werden. Tja, und genau dann fängt es an! Geduld wird hier belohnt und irgendwann macht alles einen Sinn. Ich habe mich an vielen Stellen enorm an Stephen King erinnert gefühlt. Das liegt nicht nur am Haus, sondern an ganz vielen kleinen Zeichen. Fast könnte ich glauben, dass der Meister des Horrors sich zu seinem 72. Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht und wieder ein Alter Ego erfunden hat, wie zu Zeiten Richard Bachmanns. Schon allein das Haus auf dem Cover – es ist so typisch King! Doch ob das nun so wäre oder nicht – wenn Scott Thomas drauf steht, werde ich beim nächsten Buch auch wieder zugreifen, denn die Story ist super gelungen und ich bin gekonnt an der Nase herumgeführt worden. Man merkt es nicht gleich, aber am Ende ergeben viele, unendlich viele Puzzleteile ein Bild, das den Atem raubt. Ich liebe es, wenn ich am Ende denke, das hätte ich schon am Anfang sehen und erkennen müssen – genau das passiert hier. Noch dazu krönt Scott Thomas sein Buch mit einem gelungenen, runden und noch dazu genialen Ende. Die einzelnen Figuren sind Thomas so gut gelungen, dass man meint, sie zu kennen. Jede hat ihren eigenen inneren Dämon und Thomas schafft es, sich nicht zu wiederholen oder langweilig zu werden. Nichts ist überspannt, alles logisch und in sich stimmig. Die Parallelen zum „Overlook Hotel“ und teils auch zu „Es“ sind erkennbar, dennoch empfinde ich die Story nicht als nachgemacht. Im Gegenteil, sie ist runder und realer, sie ängstigt deshalb noch mehr. Ich hatte großartige Lesestunden mit „Kill Creek“ und warte nun, ob es weitere Bücher von Scott Thomas geben wird und er dieses Level halten (oder gar toppen) kann. Zeitweise dachte ich, das wird ein vier-Sterne-Buch, aber am Ende wusste ich, warum der Anfang so war, wie er nun mal ist. Deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne!

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