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Daniela Becker

Posted on 23.9.2019

„Am Ostersamstag war ich bei strahlendem Sonnenschein an der U-Bahnstation Oxford Circus festgekettet. Eine Festnahme stand kurz bevor. Als ich dort, mit einer Hand angekettet, bewegungsunfähig in einem Metallrohr mit Schichten von Beton und Dachpappe lag, war meine Verwundbarkeit groß. Ich konnte spüren, wie heiße Funken um meinen Kopf flogen, und roch verbranntes Metall, während die Polizei meine Ketten durchschnitt." Mit diesen Worten erzählt die Schriftstellerin Jay Griffiths von ihrem aktivistischen Treiben im Rahmen der Bewegung „Extinction Rebellion“. Zwei Abende zuvor hatte sie sich bereits gemeinsam mit ihrem Partner auf dem Parliament Square festgeklebt - in der Hoffnung, festgenommen zu werden. „Unsere Hände waren durch Liebe und Sekundenkleber verbunden“, fasst sie den Abend in einem Erfahrungsbericht für „Wann, wenn nicht wir*- Ein Extinction Rebellion Handbuch“ zusammen. Im Frühjahr diesen Jahres legten Aktivisten mit Straßen- und Brückeblockaden mehrere Tage London lahm. Bei ihren so genannten „Die Ins“ lassen sich die TeilnehmerInnen auf ein Kommando fallen und bleiben wie tot liegen: Auf diese Weise wollen sie das massenhafte Artensterben symbolisieren. Eindrucksvolle Bilder schaffen zum Beispiel die Darsteller der Street Art Performance-Gruppe „XR Red Rebels Brigade“ aus Bristol, die ganz in roten Kostümen und weiß angemalten Gesichtern mit starrer Mimik die Blicke der Passanten auf sich ziehen. Während sich die Bewegung Fridays For Future auf angemeldete Demonstrationen konzentriert, wählt XR oft extremere Mittel. Manche Aktivisten ketten sich an Tankstellen, sie demonstrieren an Flughäfen oder fahren mit Rädern auf Autobahnen. Immer mit dem Ziel medienmächtige Bilder und maximale Aufmerksamkeit zu produzieren. In Großbritannien halten die Aktivisten seit Monaten Polizei und Justiz auf Trab, weil sehr viele der Aktivisten genau wie Griffiths bereit sind, sich festnehmen zu lassen. All das ist kein Zufall. Die Vordenker der Organisation agieren strategisch und organisiert; für das Training neuer Aktivisten im „friedlichen Protest“ haben sie eine Schulungsstruktur geschaffen. Dass sich ansonsten völlig unbescholtene Durchschnittsmenschen festnehmen lassen wollen, gehört zum Kalkül. Auf friedvolle Proteste mit Polizeigewalt zu reagieren, sieht für Politik in einem demokratischen Land schlecht aus. Ihre Überlegungen verheimlichen die Aktivisten nicht. Sie betreiben öffentliche Webseiten und Mailinglisten, worüber Bürger sich über anstehende Termine und Trainings sowie die Idee hinter der Bewegung informieren können. Egal, ob man die Aktionen von XR nun für lächerlich und verwerflich hält, mit der Bewegung sympathisiert oder gar mitmachen möchte: Das Buch „Wann, wenn nicht wir“ ist in jedem Fall lesenswert, weil es sowohl das Selbstverständnis der Gruppe als auch die Strategie bis hin zu den professionell geplanten Medienmaßnahmen offenlegt. Den Rest der Rezension finden Sie auf https://www.riffreporter.de/klimasocial/becker-extinction-rebelion-handbuch-rezension/

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