Volker Oppmann
Der Titel passt perfekt – denn sowohl die Autorin wie auch ihre Hauptfiguren führen hier einen wunderbaren Tanz auf, der sich über verschiedene Zeit- und Erzählebenen erstreckt. Für mich lebt der Roman neben seiner Sprache vor allem von dem Kontrast zwischen der Berliner Startup-Kultur der Jetztzeit sowie der Kunst- und Tanzszene der Weimarer Republik die, insbesondere was ihre kreativen Produktionsbedingungen anbelangt, unterschiedlicher nicht sein könnten und doch von der gleichen Energie angetrieben zu sein scheinen. Die Hauptfiguren sind zwei junge, talentierte Frauen auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt. Auf der einen Seite haben wir Elisabeth, Beta genannt, die in einem Startup arbeitet und ein Faible für Tiermodelle aus ihrem 3D-Drucker hat. Auf der anderen Seite die junge Lavinia, die aus der bürgerlichen Enge ihrer Heimatstadt Lübben ausbricht, um ein kompromissloses Leben als Künstlerin zu führen. Was die beiden Frauen verbindet, ist der Toboggan – eine von Lavinia geschaffenen Tanz-Maske, hinter der sich in der Jetztzeit eine anonyme Netz-Bekanntschaft Betas verbirgt und die gleichzeitig das Leitmotiv dieser digital-analogen Schnitzeljagd (oder besser: dieses Buchstaben-Tanzes) ist. Und ebenso wenig, wie man Lavinia die Schwere ihrer Tanz-Maske bei ihren Auftritten ansieht, lässt auch Berit Glanz das Schwere leicht erscheinen, so elegant und leichtfüßig bewegt sie sich durch ihr Sujet – gerade wenn am Ende beide Protagonistinnen auf ihre Weise scheitern: die eine ideell, die andere ganz existenziell. Ganz großes, berührendes Kopf-Kino und klare Lese-Empfehlung!