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hundertmorgenwald

Posted on 6.9.2019

Friedrich ist nun König und will nicht lange warten, um auch endlich Kaiser zu werden. Doch dazu muss er erst dem Papst Rom zurück geben. Auch sein großes Land muss er einen. Um an seine Ziele zu gelangen, wählt er junge Gefolgsleute als Verbündete aus. Alleine schon, weil er alles anders, besser machen will. Die Alten dagegen fürchten, nicht ganz zu Unrecht, um ihre Macht. Der dritte Teil ist in seiner Komplexität und Intensität ebenso brillant wie seine Vorgänger. Doch ich fand ihn auf eine bestimmte Art grausamer. Der Titel „Zeit des Verrats“ ist Programm und es fiel mir schwer, das auszuhalten. Fast alle Figuren sind historisch verbürgt und das hat mich absolut fasziniert. Ich erlebe die Geschichte dadurch intensiver. Die Frauen, die Sabine Ebert zeichnet, mag ich fast allesamt sehr. Auf ihre Weise und in ihren Möglichkeiten sind es starke Figuren, die die Welt der Grausamkeiten weicher erscheinen lassen. Viele der Männer dagegen habe ich in diesem Buch echt gehasst. Der Friedrich war ein ganz arroganter Schnösel. Doch in seiner Arroganz war er mir einfach nur unsympathisch. Andere Männer dagegen hatten eine nicht so nach außen hin getragene Arroganz (vielleicht, weil sie nicht die Stellung dazu hatten). Doch gerade deren Handeln hat mich fassungslos gemacht. Vielleicht, weil ich nicht damit gerechnet habe. Es gibt eine Situation, die mich sehr beeindruckt hat. Sie findet eigentlich schon in Band 2 statt, aber dort wollte ich nicht spoilern. Friedrich heiratete Adela von Vohburg. Er trat kaum mit ihr öffentlich auf und auch bei seiner Krönung zum König und seiner Feier zum Kaiser war sie nicht anwesend. Nach 7 Jahren ließ er sich scheiden. Liest man nun auf Wikipedia nach, steht dort, der vermutet Grund der Scheidung war a) Unfruchtbarkeit (obwohl der Verfasser gleich weiter unten schreibt, Adela hatte in zweiter Ehe zwei Kinder) und b) Untreue, da sie kurz nach der Scheidung erneut heiratete. In Sabine Eberts Roman ereignet es sich so, dass Friedrich gegen seinen Willen mit Adela verheiratet wurde. In der meisten Zeit war er nicht da. (Reise in den Orient und andere Eroberungsfeldzüge). Er teilte nur einmal ihr Bett (direkt nach der Hochzeit), danach nie wieder. Eben um sich so bald wie möglich von ihr scheiden lassen zu können. Er behandelt sie wie Luft und erzählt ihr gar nicht erst von seiner Krönung zum Kaiser. Es hat mich so sehr beeindruckt, weil man hier den Unterschied sieht, wenn Männer oder Frauen die Geschichte erzählen. Ich habe auch kurz mit Sabine Ebert auf FB darüber geschrieben und ihr davon erzählt, was auf Wikipedia steht. Sie meinte, das sei Unsinn, denn hätte sie Ehebruch begangen, wäre sie hart bestraft worden. Ich finde das sehr einleuchtend. Jemand der dem Kaiser quasi Hörner aufgesetzt hätte, wäre nicht einfach mit einer Scheidung und einer raschen Heirat des Geliebten belohnt worden. Die Bewertung finde ich schwer. Objektiv gesehen sind es ganz klar 5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥. Schreibstil, Handlung, Recherche – alles top! Aber mit persönlich hängen einige der gewaltvollen Szenen immer noch total nach! Gerade gegen Ende gibt es eine Szene, da packt mich immer noch das kalte Entsetzen, wenn ich daran denke und es ist nun schon über einen Monat her, dass ich das Buch gelesen habe. Die Situation passt in die Zeit, keine Frage! Aber es hat ein negatives Gefühl hinterlassen. Eine hilflose Ohnmacht. Und von diesem Gefühl her kann ich keine „Herzensbuch“- Bewertung (5 ♥) abgeben. 4,5 ♥ ♥ ♥ ♥

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