carsten
Unglaublich tiefe Story über ein Ehepaar, das sich in langen Jahren auseinander gelebt hat. Es erzählen beide abwechselnd aus ihrer Perspektive, einen Erzähler gibt es keinen. Er ist mittelmäßiger Theaterregisseur, sie ist vor allem seine Frau. Es ist eine langweilige Ehe, die ihr trauriges Final im Ausland findet – man erfährt nicht genau, wo, aber das spielt auch keine Rolle. Seine Inszenierung mit Jugendlichen ist erfolglos, sie langweilt sich und macht eine Urlaubsbekanntschaft. Zurück in der Eigentumswohnung sehnt sie sich nach ihrer Affäre und lädt ihn ein. Es beginnt eine merkwürdige Dreiecksgeschichte, die in der Katastrophe endet, was will man machen. Gäbe es das Wort „lakonisch“ noch nicht, man müsste es für dieses Buch erfinden. Beide Protagonisten sind nicht in Würde gealtert, sondern trauern permanent ihrer verlorenen Jugend nach, jeder für sich und allein. Da hilft auch der junge Lover nicht. Man könnte jeden dritten Satz in ein Kopfkissen stecken, es sind präzise, klinisch saubere Angriffe auf jede Menschlichkeit und damit menschlicher als so manch‘ aktuelle Roman.