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hundertmorgenwald

Posted on 3.8.2019

Inhalt: Viele nehmen regelmäßig Medikamente, andere zumindest gelegentlich. Doch was wissen wir eigentlich über Medikamente? Wie funktionieren sie eigentlich? Das wissen wir nicht, sind wir nicht gerade Arzt oder Pharmazeut. Die meisten interessiert vor allem, wie bekomme ich die Tablette geschluckt und was hat sie für Nebenwirkungen? Aber wie häufig ist eigentlich „häufig“ bei Nebenwirkungen? Über all das und über viel mehr klärt uns Christine Gitter auf einfache und humorvoller Art auf. Von ganz praktischen Fragen, wie man die Tablette am leichtesten hinunter bekommt und mit welchen Getränken man sie gar nicht schlucken sollte bis zu der Frage, wie der Wirkstoff eigentlich dahin kommt, wo er hin soll. Wie kompliziert es ist, eine Tablette herzustellen? Weiter erklärt Christine Gitter, warum es unterschiedliche Darreichungsformen gibt, wie kompliziert es mit Wechselwirkungen ist und woher die Tablette weiß, dass wir unsere Zeitzone verlassen haben. Sie spricht auch über Placebo und die neusten Fortschritt in der Pharmazie. Am Ende gibt Christine Gitter noch Tipps zur Hausapotheke. Wann verfällt ein Arzneimittel wirklich, wohin mit den abgelaufenen Tabletten bis hin zu konkreten Tipps, welche Medikamente in die Hausapotheke gehören. Meine Meinung: Ein großartiges Buch! Ich gehöre zu denen, die regelmäßig Medikamente nehmen muss und ich habe so viel von dem Buch gelernt! Meine Schilddrüsentabletten muss man nüchtern nehmen, doch was genau heißt da? Meine Ärztin meinte damals, bis ich mit in der Küche das Frühstück gemacht habe, würde es langen. Nope. Nüchtern heißt 30 min, bevor ich etwas essen darf oder einen Kaffee mit Milch trinken darf! Milch hebt nämlich die Wirkung der Schilddrüsentabletten auf. Hat mir auch niemand gesagt. Und es ist nicht der Milchzucker, den so manches Medikament nicht leiden kann, sondern das Kalzium. Und Kalzium ist nicht nur in der Milch drinnen, sondern z.B. auch im Mineralwasser. Bei manchen Medikamenten kann die Wechselwirkung zu Koffein sogar richtig gefährlich werden. „Der Tod ist möglich. Helfen kann die Tablette unter Umständen auch. Für viele Patienten klingt die Zusammenfassung einer Packungsbeilage genau so.“ Das erschreckende, nicht einmal Ärzte und Apotheker kapieren den Beipackzettel durchgehend. „Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlichte im Oktober 2013 eine Studie, der zufolge gerade mal vier von 100 Ärzten die tatsächliche Häufigkeit „häufiger“ Nebenwirkungen richtig einordnen konnten. Der Rest war der Meinung, „häufige“ Nebenwirkungen treten bei 60 Prozent der behandelten Patienten auf.“ Dabei sind es nur 10%! Schwierig wird es bei den Wechselwirkungen. Denn die sind kaum vermeidbar. Es gibt sogar eine Formel, mit der man Wechselwirkungen ausrechnen kann. Die steigen nämlich exponentiell zu der Anzahl der Medikamente die man nimmt. Bei drei Medikamenten sind es drei mögliche Wechselwirkungen. Bei fünf verschiedenen Medikamenten sind es schon zehn. Das heißt natürlich nicht, dass man sie nicht nehmen soll! Aber das man sich darüber bewusst ist und nicht bei jeder kleinen Sache zur Tablette greift Richtig, richtig spannend und faszinierend fand ich die Erklärungen, wie eine Tablette wirkt und wie der Wirkstoff dahin kommt, wo er hin soll. Diese Erklärungen verdeutlichen auch, warum man manche Tablette eben nüchtern und andere nach dem Essen einnehmen muss. Und warum wir hin und wieder um ein Zäpfchen nicht herum kommen. Und wie wirken eigentlich Schmerzmittel? Ich habe bei dem Kapitel eine große Dankbarkeit für den Körper empfunden, der so weise ist. Und gegenüber den Forschern, die all das heraus gefunden haben. Ich würde am liebsten noch so viel schreiben, weil ich so begeistert bin von diesem Buch bin. Wie ewig es dauert, bis eine neue Tablette auf den Markt kommt und was die Gelatine in der Tablette macht. Wirklich unheimliche technische Fortschritte, die ich mit großer Skepsis betrachte. Und wusstet Ihr, dass man den Placebo-Effekt auch im MRT nachweisen kann? Eines will ich auf jeden Fall noch anmerken. Tabletten und Hustensaft gehören nicht in die Toilette!! Über die Hälfte der Deutschen schmeißen Medikamente in die Toilette. Das hat verheerende Folgen für die Fische. Christine Gitter erzählt auch, wo die deutschen Pharmahersteller das Antibiotika produzieren lassen und warum das für uns nicht ungefährlich ist. All das schreibt Sie leicht verständlich und mit einer angenehmen Prise von Humor. Fazit: Das Buch von Christine Gitter hat gute Chancen, mein Sachbuch des Jahres zu werden. Es ist außerordentlich informativ und liest sich mit großer Leichtigkeit. Ich bin absolut positiv überrascht, wie viel Spaß es gemacht hat, dieses Buch zu lesen. Ich kann das Buch nur jedem ans Herz legen, der regelmäßig Medikamente nehmen muss oder zumindest mehr als einmal im Monat.

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