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Sofie Lichtenstein

Posted on 24.7.2019

Da Siri Hustvedt mit einer Reihe anderer Autorinnen (Annie Ernaux, Chimamanda Ngozi Adichie, Zadie Smith etc.) in den letzten Monaten, wenn nicht sogar Jahren sehr stark rezipiert wird und in quasi jeder Buchhandlung vertreten ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir irgendwann einmal ein Buch von ihr zulegen würde. "Damals", das aktuell nur als Hardcover zu haben ist, war mir zu teuer. Von daher bin ich auf "Der Sommer ohne Männer" ausgewichen, das zu kaufen mich einige Überwindung kostete angelegentlich der hochgradig beleidigenden und ermüdend sexistischen Worte der FAZ ("Ein exzellentes Frauenbuch"), mit denen das Werk auf dem Buchrücken beworben wird. Der Anfang der Geschichte las sich vielversprechend. Mir gefiel die Art des Erzählens sowie der Ton. Je mehr ich mir von dem Buch allerdings zu Gemüte führte, desto häufiger zwickte mich die Frage, worauf die Story eigentlich hinaus laufen soll und warum xy erzählt wird (werden muss). Schön waren die feministischen Auslassungen, die ich nicht zuletzt deshalb mit großem Interesse las, da Husvedt in einem Kapitel am Beispiel des Corpus Callosums auf idiologische Biologie eingeht (Bad Science), der sie mit Methodenkritik a lá Anne Fausto-Sterling begegnet - genau damit hatte ich mich in diesem Semester in meinem Seminar zu "Gender in den Naturwissenschaften" aueinandersetzen müssen, und es würde mich angesichts der frappierenden Hirnbrücken-Parallele nicht wundern, wenn Hustvedt nicht auf "Sexing the Body" referiert hätte. Insgesamt allerdings ist "Der Sommer ohne Männer" kein Buch, das mir lange in Erinnerung bleiben wird. Möglicherweise deshalb weil mir die Dringlichkeit des Erzählten fehlte.

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